Milliardenschwerer Autobahnneubau mit Natur- und Klimaschutz unvereinbar
NABU bemängelt erhebliche Defizite und fordert Planungsstopp
Im Planfeststellungsverfahren für den dritten Abschnitt der geplanten A26 Ost hat der NABU Hamburg fristgerecht zum 28. Mai eine umfangreiche Stellungnahme eingereicht. In dem über 60 Seiten starken Papier übt der NABU detaillierte Kritik an der Planung des Autobahnneubaus, die auf der Grundlage veralteter Prognosen und Annahmen basiert. Eine hervorgehobene Rolle spielen, neben diversen negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna, die Belange des Klimaschutzes in der NABU-Stellungnahme. Die Auswirkungen des Neubaus der A26 Ost auf den globalen Klimawandel werden in den Planungsunterlagen überhaupt nicht untersucht, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Angesichts der unzulänglichen Planung und vor dem Hintergrund fundamental veränderter Rahmenbedingungen fordert der NABU einen sofortigen Planungsstopp der A26 Ost im Rahmen eines allgemeinen Fernstraßen-Moratoriums.
„Spätestens seit dem Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes muss allen klar sein, dass wir uns den Neubau einer Autobahn einfach nicht mehr leisten können. Und dabei geht es nicht einmal um die unfassbaren 1,8 Milliarden Euro, die für das Projekt veranschlagt werden, sondern schlichtweg um unser verbleibendes CO2-Budget. Will Hamburg wirklich eine klimaneutrale Metropole werden, muss sich Bürgermeister Tschentscher beim Bundesverkehrsministerium für ein Ende des Vorhabens einsetzen“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg. „Denn nicht nur der spätere Betrieb auf der Autobahn verursacht durch induzierten Verkehr vermehrt Emissionen, sondern bereits beim betonintensiven Bau werden erhebliche Mengen an CO2 verursacht“, so Siegert.
Für die Baugrube des Tunnels in Wilhelmsburg werden etwa über 60.000 Kubikmeter Torfböden ausgebaggert, die an einigen Stellen bis zu 2,25 Meter mächtig sind. Bemerkenswert: Da die Torfschicht in einem gesunden Moor pro Jahr lediglich um einen Millimeter wächst, sind die auszuhebenden Torfböden in 2250 Jahren entstanden. Das alles soll nun dem Bau einer überflüssigen Autobahn zum Opfer fallen.
Gelangt der Torf, der nahezu komplett aus Kohlenstoffverbindungen besteht, beim Ausbaggern mit Sauerstoff in Kontakt, kann der Kohlenstoff in Form von CO2 entweichen. Der Wiederverwendung dieser ausgehobenen Torfböden ist in den Planungsunterlagen nicht vollständig erläutert und die Maßnahmen, die zum teilweisen Wiedereinbau geplant sind, werfen zahlreiche naturschutzfachliche Fragen auf.
Auch dieser Abschnitt der A26 Ost ist in seiner Gesamtbetrachtung eine Zumutung für Natur und Mensch. Der Autobahnbau verursacht erhebliche und irreversible Eingriffe in Natur und Landschaft sowie artenschutzrechtliche Konflikte. Wertvolle Flächen und Biotope, die aktuell noch Lebensraum für seltene und gefährdete Vögel, Fledermäuse, Amphibien und andere Tiere sind, werden versiegelt und dadurch zerstört.
Gleichzeitig werden aber auch die Anwohner*innen im Wilhelmsburger Süden erst durch eine jahrelange Baustelle und anschließend durch mehr Lärm, Luftschadstoffe und zusätzlichen Verkehr belastet. Einige verlieren sogar ihre Wohnhäuser. „Zum Schutz von Mensch und Natur sollte auf den Bau der A26 Ost komplett verzichtet werden“, sagt Jonas Voß, Referent für Umweltpolitik.
Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ist fehlerhaft, weil sie sich u.a. nicht ausreichend mit dem Schutzgut Klima befasst. Im Bericht über die UVP werden lediglich Auswirkungen auf das lokale Klima betrachtet. Die Berücksichtigung der Auswirkungen auf das globale Klima sind weder ermittelt, noch betrachtet worden. Es muss geprüft werden welche Auswirkungen das Projekt auf die globalen Veränderungen des Klimas hat. Darüber hinaus müssen nicht nur die unmittelbaren, sondern auch die mittelbaren Auswirkungen (etwa durch Zerstörung der Landschaft etc.) ermittelt werden. Diese Überprüfung ist den Planungsunterlagen zu Abschnitt 6c der A26 Ost nicht zu entnehmen.
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