Bisherige Entwicklung zur A26 Ost
Eine neue Autobahn für die Vergangenheit
Protest auf dem Rathausmarkt gegen die A26 Ost
Hamburg, 13.05.2020 - Mit einer gemeinsamen Protestaktion im Zuge der laufenden Koalitionsverhandlungen appellierten NABU und BUND Hamburg heute noch einmal an die Verhandler*innen von SPD und GRÜNEN: "Setzt die Planung der A26 Ost aus. Das Vorhaben ist irrsinnig – ökologisch riskant, klimaschädigend und zu teuer."
Auf der Agenda der Koalitionsverhandlungen steht heute das Thema Verkehr. SPD und GRÜNE werden auch darüber diskutieren, wie der strittige Ausbau der A26 Ost weitergehen wird. Mit einer Aktion auf dem Rathausmarkt machen die Hamburger Landesverbände NABU und BUND deutlich, dass sie das Vorhaben für überholt halten und die Planung gestoppt werden muss.
Die ökologisch gefährliche und infrastrukturell fragwürdige Stadtautobahn soll zwischen Moorburg an der A7 und Kirchdorf Süd an der A1 realisiert werden. Die jahrzehntealte Planung entspricht nicht mehr den Anforderungen der Gegenwart, gehört zu den teuersten Autobahnabschnitten Deutschlands und bedroht wertvolle Lebensräume im Hamburger Süden.
Denn die geplante Trassenführung verläuft unter anderem durch Landschaftsschutzgebiete sowie wertvolle, kohlenstoffspeichernde Niedermoorstandorte. In der vom Bau gefährdeten Region finden sich allein 53 Pflanzenarten, die auf der „Roten Liste“ stehen sowie mehr als 80 Brutvogelarten, von denen 12 gefährdet und vier sogar vom Aussterben bedroht sind.
Momentan sind die Lager der Verhandler*innen am Koalitionstisch gespalten. Die GRÜNEN fordern eine Überprüfung der innerstädtischen Autobahn, angesichts abnehmender Umschlagsmengen im Hamburger Hafen. Hingegen will die SPD am veralteten Vorhaben festhalten, trotz erheblich veränderter Rahmenbedingungen in Bezug auf den Bedarf und Veränderung der Mobilität als notwendige Antwort auf die Klimakrise.
Die geplante A26 Ost, die vom Bund finanziert werden wird, muss aus Sicht der Umweltverbände außerdem zwingend im Zusammenhang mit der Finanzierung der Köhlbrandquerung betrachtet werden. Diese zentrale Hafenverbindung soll als Bohrtunnelvariante realisiert werden und wird damit Kosten von mittlerweile über drei Milliarden Euro verursachen. Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) äußert sich bislang nicht, in welcher Höhe sich der Bund am Milliardenprojekt beteiligen wird. Das wird aus der Antwort des BMVI vom 27.04.2020 auf eine Kleine Anfrage u.a. der Bundestagsabgeordneten Sabine Leidig deutlich. Damit ist offen, welche Kostenlawine auf Hamburg zurollt. (Drucksache Deutscher Bundestag: Anfrage 19/18263 / Antwort: 19/18874, Download: https://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/188/1918874.pdf)
„Es wäre ein kompletter Irrsinn, die A26 Ost jetzt zu realisieren. Es ist nicht nur ein teures, sondern vor allem klimaschädigendes und ökologisch riskantes Vorhaben mit gravierenden Auswirkungen für die Natur im Hamburger Süden. Gleichzeitig sollen nur wenige Kilometer weiter nördlich bei sinkendem Umschlag im Hafen weitere Milliarden verbaut werden. Diese Art von Verkehrspolitik gehört in die Mottenkiste“, kritisieren NABU und BUND. Sinnvoller wäre es nach Auffassung der Verbände, wenn Hamburg auf den Ausbau der A26 Ost ganz verzichtet und der Bund die gesparten Gelder für die komplette Finanzierung der wichtigen Hafenquerung übernimmt.
Umfangreiche Stellungnahme des NABU Hamburg zum zweiten Bauabschnitt 6b der A26 Ost
30.3.2020 - Der NABU Hamburg lehnt den Bau der A26 Ost kategorisch ab. Das Vorhaben ist artenschutzrechtlich besonders problematisch und nach Einschätzung der Kanzlei Mohr Partner weder mit der Klimaschutzgesetzgebung des Bundes, noch mit der der Freien und Hansestadt Hamburg, vereinbar. Zudem kritisiert der NABU den mangelnden Bedarf. Der Autobahnbau wird auch mit Wachstumserwartungen für den Hamburger Hafen gerechtfertigt, die sich als völlig verfehlt erwiesen haben. Denn statt 25 Millionen Containern (TEU), die für das Jahr 2025 prognostiziert waren, bleibt der Umschlag auch 8 Jahre nach dem Hafenentwicklungsplan konstant unter 10 Millionen TEU. Angesichts der Digitalisierung mit technischen Möglichkeiten, wie dem 3-D-Druck oder sich rasant verändernden Transport- und Logistikketten, ist ein überproportionales Wachstum ausgeschlossen.
Inwieweit die Corona-Pandemie zusätzlich das Hafenwachstum nachhaltig einschränken und globale Produktion und Transporte weiter verändern wird, ist noch völlig offen. „Die Welt steht still und niemand weiß, wie sie nach der Krise aussehen wird. Das Vorhaben der A26 Ost ist von Vorgestern und keine zukunftsweisende Idee für Morgen. Verantwortungsvolle Politik bedeutet jetzt noch mehr, den Sinn und Zweck zu überprüfen. Die horrenden Mittel könnten für wirtschaftlich sinnvollere, ökologisch weniger schädliche und infrastrukturell zielführendere Vorhaben eingesetzt werden“, sagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg.
Deswegen soll der Bund nach Auffassung des NABU alternativ die Haupthafenroute, den Veddeler Damm, wenige Kilometer nördlich der geplanten A26 Ost adäquat ausbauen. Im Westen sei Ersatz der Köhlbrandquerung, an dem sich die Freie und Hansestadt Hamburg mit rund 1,5 Milliarden Euro beteiligen müsste, beschlossen. Aber auch im Osten auf der Veddel besteht mit Blick auf die wachsende Wohnbevölkerung auf dem Kleinen Grasbrook dringend Handlungsbedarf. Dort könnte der aus der Olympiaplanung stammende Tunnel an die A252 umgesetzt werden, der bisher an den Kosten scheiterte.
„Statt einer überflüssigen Doppelinfrastruktur könnten stattdessen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Den Neubau der A26 Ost durch die Ertüchtigung der Haupthafenroute zu ersetzen, ist weniger klimaschädlich, führt zu weniger Arten- und Lebensraumverlusten, ist kostengünstiger und der realen Hafenentwicklung angemessen. Alles andere sind Wolkenkuckucksheime, die ökologisch, ökonomisch und sozial heute noch unverantwortlicher sind, als zur Zeit der ersten Planungen“, so Siegert.
Hamburg, 26.8.2019 - Für morgen, den 27. August, hat die Hamburger Wirtschaftsbehörde kurzfristig den Beginn des Erörterungstermins zur A26 Ost angesetzt. Der NABU Hamburg stellt sich entschieden gegen das geplante Autobahnvorhaben. Seine Kritikpunkte richten sich an erster Stelle gegen die Zerstörung von wichtigen Lebensräumen und damit die Vernichtung der Lebensgrundlage vieler geschützter Arten. Darüber hinaus startet die Planung bereits zu einem Zeitpunkt, an dem die Finanzierung der Köhlbrandquerung noch nicht geklärt ist. Erkenntnisse und Innovationen aus dem für Herbst angesetzten „Hafengipfel“ werden ausgeklammert. Während sich Formen der Mobilität rasend schnell entwickeln, die Digitalisierung voranschreitet, rückt parallel auch immer stärker die Klimakrise in den Fokus der breiten Gesellschaft.
Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg, bewertet das Autobahnprojekt wie folgt: „Die Autobahnplanung ist ein Relikt alter Betonpolitik. Der Rückgang der Artenvielfalt und die Klimakrise sind reale, anerkannte Bedrohungen unserer Lebensgrundlagen. Auch die Fridays for Future-Bewegung mahnt ein schnelles Umdenken an. Eine neue Stadtautobahn ist ökologisch von Vorgestern und finanziell nicht vertretbar. Die Pendlerautobahn A26 Ost darf nicht gebaut werden.“
Aus Sicht des NABU Hamburg ist es beschämend, dass ein vor mehr als 40 Jahren erdachtes Projekt angesichts fundamentaler Veränderungen nicht erneut auf den Prüfstand kommt. Je länger sich Planung und Finanzierung über die Jahre hingezogen haben, desto mehr zeigt sich gegenwärtig, wie infrastrukturell unnötig das Vorhaben über die Jahre geworden ist.
Kritik an der Finanzierung der Doppelinfrastruktur
Die neue Autobahn bringt den Hamburger Senat in eine finanzielle Zwickmühle. Wie der NABU Hamburg in Gesprächen mit Bundespolitikern unterschiedlicher Parteien erfahren hat, scheint es mehr als unwahrscheinlich, dass die Bundesebene eine Doppelinfrastruktur finanzieren wird; sprich eine A26 Ost im Süden Hamburgs und zudem eine nördlich verlaufende Köhlbrandquerung. Müsste die Freie und Hansestadt Hamburg die ab 2030 zu erneuernde Köhlbrandquerung für schätzungsweise drei Milliarden Euro vollständig selbst bezahlen, würde voraussichtlich das Geld für den zügigen Ausbau des Hamburger ÖPNV fehlen. Weil durch die drohende konjunkturelle Abkühlung Spielräume perspektivisch kleiner würden, ist fraglich, ob überhaupt noch genug Mittel zur Verfügung stehen- für die U 5, die Optimierung der S 3 / S 31 Richtung Harburg, der Weiterführung der U 4 Richtung Wilhelmsburg und andere klimafreundliche Mobilitätsangebote. Durch die A26 Ost droht Hamburg die Verlagerung von Pendlerströmen von der Schiene auf die Straße, anstatt umgekehrt.
Innovationen werden bei der Planung ausgeklammert
Ob eine A26 Ost für den Hafen grundsätzlich zielführend ist, bleibt fraglich. Im Rahmen des „Hafengipfels“ will Verkehrssenator Westhagemann ab September in vier Workshops die Zukunft des Hafens mit maritimen Stakeholdern, Gewerkschaften und Umweltverbänden diskutieren. Der erste Workshop befasst sich mit der Infrastruktur im Hafen. „Dass die A26 Ost in diesem hafeninternen Dialogprozess plötzlich explizit ausgeklammert wird, ist ein Armutszeugnis und zeigt die betonlastige Haltung der Verkehrsbehörde. Es scheint, nicht ernsthaft um neue Ideen für einen zukunftsfähigen Hafen zu gehen. Ziel ist wohl eher- wie auch schon bei der Elbvertiefung - die möglichst geräuscharme Umsetzung des Alten, des Überholten, des Bekannten. Zu mehr Kreativität und Anpassungsbereitschaft reicht es- trotz einer sich rasend schnell verändernden Welt- aktuell in Politik und Verwaltung offensichtlich nicht“, sagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg.
Eine Alternativverbindung ist möglich
Statt zwei teure Vorhaben im Norden und Süden des Hafens zu realisieren, setzt sich der NABU Hamburg für den Ausbau des Veddeler Damms, der Hauptschlagader des Hamburger Hafens, ein. Mit einem hochwertigen Anschluss im Osten an die A 252 / A 1 sowie im Westen mit einer Bohrtunnel-Querung unter dem Köhlbrandt an die A7. Das wäre finanziell vernünftig und ökologisch angebracht.
Perfider Finanzierungsvorschlag des A 26-Ost-Tunnels in Wilhelmsburg - BWVI spielt Lärmschutz gegen Naturschutz aus
12.12.2017 - Die Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) plant, zur Durchsetzung der A 26-Ost einen knapp 1,5 Kilometer langen Tunnel auf der Elbinsel Wilhelmsburg zwischen Finkenried und der Anschlussstelle Stillhorn mit Wohnbebauung unter anderem im Landschaftsschutzgebiet zu finanzieren. Der NABU Hamburg kritisiert dieses Vorgehen. Die Behörde stellt den betroffenen Anwohnern damit auf der einen Seite eine lärmschützende Alternative in Aussicht, im gleichen Atemzug sollen die Menschen den Grünverlust vor ihrer Haustür akzeptieren, da der Lärmschutz nur mit der Bebauung von Grünflächen zu finanzieren sei, so das Argument der BWVI.
„Hier werden die betroffenen Anwohner vor eine perfide Wahl gestellt: Setzt ihr euch für Grünerhalt in eurem Quartier ein, bekommt ihr Lärm und Luftverschmutzung. Nehmt ihr den gewinnbringenden Verkauf wertvoller Naturflächen in Kauf, schützen wir euch. Das klingt wie eine Erpressung“ beklagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg, die Pläne der Verkehrsbehörde.
Pikantes Detail dieses Angebotes: Teile der von der BWVI vorgeschlagenen Flächen sind im Hamburger Landschaftsprogramm, welches einen Rahmen für das behördliche Handeln setzen soll, als Grünflächen festgelegt. Der Vorstoß der BWVI macht nun deutlich, wie wenig die Verkehrsbehörde bereit ist, sich an dieses Programm zu halten, kritisiert der NABU Hamburg. Außerdem wird hier ersichtlich, dass der Senat die Ausweisung von Wohnungsbaugebieten auch als einträgliche Finanzierungsquelle betrachtet. Das wirft ein neues Licht auf die Gründe für die Intensivierung des Flächenverbrauches in Hamburg.
Der NABU Hamburg hält das geplante Autobahn-Projekt derweil für überflüssig: Die A 26-Ost ist ursprünglich für den wachsenden Hafen konzipiert worden, doch die zugrunde liegenden Wachstumsprognosen haben sich nicht erfüllt. Eine riesige, aufgeständerte Autobahn wird besonders bei Moorburg weitere wertvolle ökologische Flächen vernichten.
Die rückwärtsgewandte Verkehrsplanung und Klimapolitik des Senats zeigt sich auch an der geplanten, über 50 Meter hohen Elbquerung der A 26-Ost. Diese wird vornehmlich für Kohleschiffe für das Kraftwerk Moorburg gebaut, da im Harburger Hafen für solche Höhen laut Aussagen von Fachleuten gar kein Bedarf sei.
Nach Ansicht des NABU ist die Finanzierung des Wilhelmsburger Tunnels ein eindrückliches Beispiel dafür, mit welchen Mitteln Naturschutzinteressen ausgehebelt werden. „Auch deswegen wollen wir mit unserer aktuellen Volksinitiative ‚Hamburgs Grün erhalten‘ gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürger ein klares Signal gegen die Grünvernichtung setzen“, sagt Siegert. Der Senat wird darin aufgefordert darauf hinzuwirken, das Hamburger Grün zu erhalten.
A26 Ost: Nachhaltigere Alternative vorhanden
10. November 2016 - Hamburg hat nach dem Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans 2030 (BVWP) die Finanzierungszusage, rund eine Milliarde Euro Bundesmittel in eine rund 10 Kilometer lange Verbindungstrasse zwischen A7 und A1 zu investieren. Der NABU ist der festen Überzeugung, dass es zur geplanten Südtrasse im Raum Moorburg/Wilhelmsburg eine deutlich nachhaltigere Alternative gibt und die jetzige Planung zu Lasten des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) wie zum Beispiel dem Bau der U5, der Verlängerung der U4 nach Wilhelmsburg oder des Ausbaus der S-Bahn-Anbindung Richtung Stade gehen könnte.
Geplante Trassenführung bedroht seltene Pflanzen- und Tierarten
Für den NABU Hamburg ist die jetzige Trassenführung eine völlige Fehlplanung: „Wir haben immer betont, dass die südliche Variante der Hafenquerspange die naturschädlichste und inakzeptable sein würde. Konflikte mit dem europäischen Naturschutzrecht sind vorprogrammiert“, sagt Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg. Betroffen sind allein 53 Pflanzenarten der „Roten Liste“ sowie 82 Brutvogelarten, von denen 12 gefährdet und vier sogar vom Aussterben bedroht sind. Deswegen würde nach Einschätzung des NABU die Zerstörung von Lebensräumen rechtswidrig sein, da schon allein das Kriterium der Alternativlosigkeit nicht erfüllt wird. Hamburg stünde eine neue Protest- und Klagewelle bevor, ehe nur ein Kilometer Straße gebaut würde. Der NABU fordert deshalb, dass die angemessene Ertüchtigung der bestehende Hafenhauptroute einschließlich ihrer Anbindung an A 7 und A 1 im weiteren Planungsprozess auf den Prüfstand gebracht wird. Die Trasse würde über den Veddeler Damm verlaufen und dann den Köhlbrand queren. Aus ökologischer, verkehrlicher und sozialer Sicht eine vernünftige Variante.
Überflüssige Doppelinfrastruktur
Wenn Hamburg stur an der jetzigen Planung festhält, müssten am Ende zwei milliardenschwere Verkehrsprojekte realisiert werden. Einerseits die im Bundesverkehrswegeplan 2030 festgelegte südliche Hafenquerspange. Andererseits eine neue Querung des Köhlbrands als Zuwegung zur Hafenhauptroute. Denn trotz laufender Sanierungsarbeiten an der Köhlbrandbrücke steht fest, dass diese Querverbindung ab 2030 ersetzt werden muss. Je nach Belastung durch den Schwerlastverkehr unter Umständen auch schon früher. Damit wäre Hamburg innerhalb von nur 15 Jahren zu einer erheblichen Investition aus Hamburger Steuergeldern gezwungen. Dass der Bund eine zusätzliche Querung über den Köhlbrand im Norden finanzieren würde, wenn er sich bereits unweit im Süden der Hansestadt finanziell mit rund einer Milliarde Euro engagiert hat, ist nicht zu erwarten. Auch die während der Olympiabewerbung entwickelte Tunnel-Anbindung des Veddeler Damms an die A1 im Osten müsste dann aus Hamburg finanziert werden.
Konkurrenz zwischen Köhlbrandquerung und U5
„Die Nachteile der südlichen Verbindung überwiegen eindeutig. Neben den massiven negativen Folgen für den Biotopkomplex und das Artenvorkommen entsteht das Risiko, dass der Ausbau der U5 oder anderer wichtiger ÖPNV-Projekte Opfer dieser Fehlplanung werden“, so Porschke. Droht der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs durch die Risikokalkulationen für eine doppelte Trassenführung zu scheitern, sei davon eine weitaus größere Mehrheit der Hamburger Bevölkerung betroffen. Statt durch eine Optimierung der S3 / S31 nach Stade (u. a. Verlängerung der Bahnsteige) eine attraktive Alternative für Pendler zu bieten, stärkte der Ausbau der Straßeninfrastruktur den motorisierten Individualverkehr und ließe eine Verlagerung von schienengebundenem Verkehr auf die Straße befürchten. „Das ist verkehrspolitisch völlig anachronistisch, weil es Verkehr künstlich erzeugt, statt ihn zu vermeiden“, sagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg. Dass neuer Straßenverkehr generiert wird, ist dabei Bestandteil der Bedarfsbegründung. Das wiederum widerspricht den internationalen und deutschen Klimaschutzzielen.
Kein Bedarf für zwei Querverbindungen
Einen Bedarf für zwei Varianten sieht der NABU ohnehin nicht. Die Erwartungen des 2012 veröffentlichten Hafenentwicklungsplans von 25 Millionen TEU (Twenty Feet Equivalent Unit- 20-Fuß Standardcontainer) wurden in den vergangenen vier Jahren mehrfach nach unten korrigiert und liegen für den angepeilten Horizont 2025 bei lediglich 13 Millionen TEU Umschlag. Aktuell ist der Containerumschlag sogar um fast 10 Prozent auf knapp neun Millionen Container zurückgegangen und überproportionales Wachstum ist angesichts weltwirtschaftlicher Turbulenzen mittel- oder langfristig nicht zu erwarten. Hinzu kommt einerseits, dass die Entwicklung der Fahrzeugtechnik schon bald eine Kapazitätssteigerung der Straßeninfrastruktur ermöglicht. Andererseits zeichnet sich ab, dass sich Produktion, Logistik und somit auch Bedarf für Autobahninfrastruktur verändert. So werden Teile für zum Beispiel VW zukünftig nicht mehr in dem Maße dezentral produziert und über globale Lieferketten auch per Schiff nach Hamburg rein- und über die Hafenhinterlandanbindung raustransportiert. Verkehrsfachleute gehen eher davon aus, dass sich 3-D-Druck-Unternehmen dort ansiedeln und Teile produzieren, wo diese gebraucht werden. Eine stärkere Regionalisierung der Produktion führte dann günstigstenfalls auch zu weniger Straßengüterverkehr auf längeren Distanzen.
Nord-Variante zeigt sich als deutlich bessere Alternative
Angesichts des nachhaltig veränderten wirtschaftlichen Umfelds und einer angemessenen, finanzierbaren und ökologisch verträglichen Alternative erhält die gesamte Diskussion um die Trassenführung eine neue Dimension. Hamburg sollte sich nach Auffassung des NABU der Diskussion über die Variante auf Basis des Veddeler Damms stellen. „Denn eine bestehende Trasse zu optimieren, würde einer nachhaltigen Infrastrukturpolitik entsprechen und gleichzeitig neue Umweltsünden verhindern“, sagt Malte Siegert. Das entspräche auch dem im Bundesverkehrswegeplan klar formulierten Ziel, den Erhalt von Infrastruktur vor den Neubau zu stellen.
Düstere Aussichten für die Natur: Hafenquerspange im Bundesverkehrswegeplan aufgenommen
17. März 2016 - Der NABU Hamburg wehrt sich gegen die Aufnahme der Hafenquerspange in den neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030. Der Verband hatte sich bereits im Mai 2010 an die Bundesregierung gewandt und darauf verwiesen, dass die ausgewählte Trassenvariante mit den höchsten ökologischen Kosten für ein wertvolles Naturgebietes einher geht. Die Variante verläuft unter anderem südlich von Moorburg mitten durch das Geestrandmoor.
„Die Süd-Variante der Hafenquerspange birgt gravierende Nachteile für die Natur“, kritisiert Alexander Porschke, 1. Vorsitzender des NABU Hamburg. „Mit dem Bau der neuen Autobahn entstehen erhebliche negative Auswirkungen auf seltene Lebensräume und auf gefährdete Tiere und Pflanzen.“ Betroffen sind insbesondere ein Gebiet aus Feuchtbiotopen sowie Brach- und Hochstaudenfluren mit Rohrkolben und Schilfarealen, die beim Bau der südlichen Trasse komplett zerstört würden.
In dem von der südlichen Trasse beeinflussten Gebiet kommen insgesamt 53 Pflanzenarten der Roten Listen vor. 44 Arten sind davon in Hamburg als gefährdet oder stark gefährdet eingestuft, weitere neun Pflanzen gelten bundesweit als gefährdete oder stark gefährdete Arten. Auch die Lebensräume von 82 Brutvogelarten, von denen 12 Arten gefährdet, darunter vier vom Aussterben bedroht sind, würden durch die Südtrasse zerstört.
„Diese Lebensräume haben eine wichtige Bedeutung für den Hamburger Biotopverbund und damit für die Artenvielfalt.“, verdeutlicht Frederik Schawaller von der NABU-Gruppe Süd.
Porschke: „Es kann nicht angehen, dass die Interessen des Naturhaushaltes und der Steuerzahler derart massiv den Hafeninteressen untergeordnet werden.“
Der NABU Hamburg wird in einem nächsten Schritt überprüfen, wie die Umweltauswirkungen der Trassenführung in die Bundesentscheidung eingegangen ist und anschließend entscheiden, auf welchem Weg eine stärkere Berücksichtigung des Naturschutzes am besten erreicht werden kann.
NABU bittet Bundesminister für Umwelt und Verkehr um Ablehnung der geplanten Hafenquerspange
Aus Sicht des NABU Hamburg zerstört die vom Senat bevorzugte Süd-Variante der Hafenquerspange ein ökologisch wertvolles Naturgebiet. Die geplante Trasse würde die wertvollen Reste des südlich von Moorburg gelegenen Grüngürtels zerstören. Daher hat der Verband jetzt in einem Brief die Bundesminister für Umwelt und Verkehr, Dr. Norbert Röttgen und Dr. Peter Ramsauer, gebeten, für die aktuell geplante Trasse keine Bundesmittel zur Verfügung zu stellen.
„Die derzeitig bevorzugte Süd-Variante der Hafenquerspange birgt aus unserer Sicht gravierende Nachteile für die Natur“, kritisiert Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg. „Diese Variante hat erhebliche negative Auswirkungen auf seltene Lebensräume und auf gefährdete Tiere und Pflanzen.“ Betroffen sei insbesondere ein Gebiet aus Feuchtbiotopen, Brach- und Hochstaudenfluren mit Rohrkolben und Schilfarealen, die beim Bau der südlichen Trasse komplett zerstört würden.
„Diese Biotope bieten Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten“, erklärt Frederik Schawaller von der NABU-Gruppe Süd, der das Gebiet untersucht hat. „Insbesondere würde mit dem Bau dieser Trasse der größte Bergpieperschlafplatz im Hamburger Raum zerstört. Ebenfalls ist der größte Rastplatz für Zwergtaucher im Hamburger Raum betroffen.“ In dem von der südlichen Trasse beeinflussten Gebiet kommen insgesamt 53 Pflanzenarten der Roten Listen vor, davon 44 Arten in Hamburg gefährdete oder stark gefährdete und neun bundesweit gefährdete oder stark gefährdete Pflanzen. Auch die Lebensräume des europa- und bundesweit streng geschützten Moorfrosches sowie 82 Brutvogelarten, von denen 12 Arten gefährdet, darunter vier vom Aussterben bedroht sind, wie z.B. der Wachtelkönig, würden durch die Südtrasse zerstört. „Diese Lebensräume haben eine wichtige Bedeutung für den Hamburger Biotopverbund und damit für die Artenvielfalt“, bezeugt Schawaller. „Weiterhin befürchten wir, dass durch den Bau der Hafenquerspange auch Hamburgs größte Möwenkolonie auf der „Hohen Schaar“ beeinträchtigt wird.“
Der NABU lehnt daher die derzeit favorisierte Variante aus natur- und artenschutzrechtlichen Gründen ab. „Der Vergleich der Varianten belegt, dass die ausgewählte Trasse besonders schädlich für die Natur und teurer als die Variante nördlich von Moorburg ist.“, bekräftigt NABU-Chef Porschke. Da der Hamburger Senat aber die Argumente des NABU aufgrund des starken Einflusses der Hafenlobby nicht berücksichtigt hat und für dieses Verkehrsprojekt Mittel aus dem Bundesverkehrswegeplan benötigt werden, hat sich der NABU nun an die Bundesministerien für Umwelt und Verkehr gewandt. Porschke: „Es kann nicht angehen, dass die Interessen des Naturhaushaltes und der Steuerzahler derart massiv der Perspektive einer völlig ungewissen und auch aus anderen Gründen strittigen Erweiterungsmöglichkeit des Hafengebietes untergeordnet werden dürfen!“
Senatsentscheidung zur Hafenquerspange
Senatsentscheidung zur Hafenquerspange: Hafenlobby hat naturschutzfeindlichste Variante durchgesetzt
23. Februar 2010 - Die vom Senat bevorzugte Variante für die geplante Hafenquerspange ist aus Sicht des NABU die naturschutzfeindlichste Version. Ihre Realisierung würde die wertvollen Reste des südlich von Moorburg gelegenen Grüngürtels zerstören. Die kürzere und kostengünstigere Variante, die zwischen Moorburg und Altenwerder verlaufen wäre, ist von der Hafenlobby verhindert worden, um eine mögliche Hafenerweiterung nach Moorburg nicht zu erschweren.
„Das ist ein schwarzer Tag für den Naturschutz in Hamburg“, meint Alexander Porschke zweiter Vorsitzender des NABU Hamburg. „Die im Koalitionsvertrag versprochene Berücksichtigung von ökologischen Aspekten bei der Trassenführung ist offensichtlich den Hafeninteressen geopfert worden.“ In der betroffenen Region wurden 82 Brutvogelarten nachgewiesen, davon sind neun Arten bundesweit und 12 Arten Hamburg weit gefährdet. Der Bergpieper hat dort seinen wichtigsten Schlafplatz in Hamburg. Der NABU Hamburg will deshalb diese Trassenführung nicht hinnehmen. Er wird sich beim Bundesumweltministerium dafür einsetzen, dass diese Trasse so nicht in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird. „Mit der Hafenquerspange würde nach der Ortsumgehung Finkenwerder, der A 26 das dritte Schnellstraßenprojekt auf Kosten des Naturhaushaltes im Süderelberaum geplant“, so der NABU-Vize. „Die dafür versprochenen Ausgleiche werden demgegenüber blockiert.“ So sei noch immer unklar, wo der Ausgleich für den Bau der A 26 tatsächlich erfolgen soll und selbst die im Koalitionsvertrag konkret genannte Fläche „Gut Moor“ ist nach zwei Jahren schwarz-grün noch immer nicht als Ausgleich gesichert. Porschke: „Im Süderelberaum werden die falschen Prioritäten gesetzt. Es reicht nicht, nur an Gewerbe und Industrie zu denken. Der Naturhaushalt in der Region muss jetzt endlich den nötigen Schutz erhalten und die Kompensationsrückstände der Vergangenheit müssen dafür aufgeholt werden.“
Der NABU Hamburg stellt sich entschieden gegen den geplanten Bau der A26 Ost. Die jahrzehntealte Planung entspricht nicht mehr den Anforderungen der Gegenwart und bedroht wertvolle Lebensräume im Hamburger Süden. Eine bessere Alternative ist zudem vorhanden. Mehr →