Fütterung des Nachwuchses - Foto: NABU/Rita Priemer
Brutbilanz 2022
Eine schwierige Brutsaison für Hamburgs Störche
Die Brutsaison der Weißstörche und begann wieder sehr früh. Der erste Weißstorch kam am 12. Februar zurück nach Hamburg. Die letzten Tiere, sogenannte Ostzieher, die in Afrika überwintern, erreichten Norddeutschland erst Mitte April. Insgesamt 42 Paare begannen im Frühjahr zu brüten. Im Laufe der Wochen wurden in vielen Storchennestern drei Küken gesichtet, was auf ein gutes Brutergebnis hoffen ließ. So war es auch bei dem Paar „Erna“ und „Fiete“, die Webcam-Stars des NABU Hamburg, die ebenfalls drei Storchenküken ausbrüteten.
Die Aufzucht von drei Jungstörchen konnten viele Brutpaare dann aber nicht leisten, da sie nicht genug Futter fanden für ihren Nachwuchs. In ihrer Not warfen die Eltern vielerorts das jüngste und schwächste Küken aus dem Nest, damit zumindest die übrigen Jungstörche durchgebracht werden können. In diesem Jahr war dies an 16 Standorten der Fall – ungewöhnlich oft. Betroffen waren auch „Erna“ und „Fiete“, die auf diese Weise ein Jungtier verloren haben. Zumindest drei Jungvögel überlebten den Sturz aus dem Nest und wurden von Jürgen Pelch aufgenommen, der die Tiere aufpäppelte, bis sie von der Storchenstation Erfte bei Bergenhusen übernommen wurden.
Grund für die Nahrungsknappheit ist vermutlich das sehr trockene Frühjahr. Der ausbleibende Regen führte wohl zum Mangel an Regenwürmern, kleine Amphibien und Insekten – die Nahrungsgrundlage von frisch geschlüpften Storchenküken. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es in einer Brutsaison schon einmal so viele verstoßene Jungstörche gab“, erzählt Jürgen Pelch, der sich seit 47 Jahren ehrenamtlich um den Storchenschutz in Hamburg kümmert. „Ich bin aber froh, dass es immerhin 61 Jungstörche geschafft haben groß zu werden. Das ist ein ordentliches Ergebnis für so ein schwieriges Jahr.“
Von der Situation der Weißstörche machte sich Hamburgs Erster Bürgermeister heute auf dem Milchhof Langeloh selber ein Bild. Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher: „In keiner anderen deutschen Großstadt gibt es so viele Storchenpaare und Jungstörche wie in Hamburg. Sie brauchen dafür geeignete Naturflächen, die der NABU und der Senat in einer gemeinsamen Strategie bereitstellen. 10 Prozent der Landesfläche werden nach unserem Vertrag für Hamburgs Grün unter Naturschutz gestellt. Das ist ein Spitzenwert unter den Bundesländern. Ich bedanke mich beim NABU, seinen Mitgliedern und den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern, dass sie sich so engagiert für die Storchenpflege und den Umweltschutz in Hamburg einsetzen.”
Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg, zeigt sich besorgt über die Folgen des Klimawandels für den Artenschutz: „Zu wenig Regen im Frühjahr, Hitzesommer, dann wieder lokale Starkregen-Ereignisse – der Klimawandel ist auch in Hamburg angekommen. Den Weißstörchen machen diese Veränderungen zu schaffen. Damit Hamburg sich auch in Zukunft mit seiner Storchenpopulation schmücken kann, muss der Klimaschutz stärker vorangetrieben werden. Sonst kennen unsere Kinder Störche bald nur noch aus den Märchenbüchern.“
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