Rote Liste für Brutvögel in Hamburg
Weniger Brutpaare insgesamt
Am 26. März 2019 wurde die akutalisierte Rote Liste der gefährdeten Brutvogelarten vorgestellt. Die Liste gibt Aufschluss über den Zustand der heimischen Vogelwelt in Hamburg und lässt Rückschlüsse zu, warum bestimmte Arten immer weniger werden. Der NABU Hamburg stellt wichtige Ergebnisse vor.
Es klingt erst einmal gut, dass nicht mehr Vogelarten als vorher auf der Roten Liste zu finden sind. Beunruhigend ist aber die starke Reduzierung der Brutpaare insgesamt. Während früher gefährdete Arten von der Roten Liste entlassen werden konnte, rücken jetzt einst häufige Arten in den Fokus des Artenschutzes. Insbesondere beim Haussperling und beim Star gibt es eine drastische Reduzierung der Brutpaarzahlen.
Der Haussperling leidet sehr unter der Versiegelung von wilden Ecken in Hamburg. Er ist ebenso ein typischer Gebäudebrüter und durch vermehrte energetische Sanierungen von Gebäuden verliert er hier seine Brutplätze. Der NABU Hamburg plädiert dafür weiterhin die Brutplätze an Gebäuden zu erhalten und bei Verlust Ersatz zu schaffen. Dies gilt insbesondere für Gebäudebrüter wie Mauersegler, Dohle, Hausrotschwanz und Haussperling.
Der Star brütet sowohl an Gebäuden wie auch in Baumhöhlen. Sein Rückgang um 40% in den letzten beiden Jahrzehnten sind mehr als besorgniserregend. Da er auch an Gebäuden brütet, sind gerade Sanierungen der Dachbereiche eine Gefahr für die Brutstätten. Für den „Vogel des Jahres“ hat der NABU 2018 in Grünanlagen im gesamten Stadtgebiet Nistkästen für den Star angebracht. Diese wurden erfolgreich angenommen, was leider auch gleichzeitig bedeutet, dass höhlenreiche Bäume nicht mehr ausreichend vorhanden sind. Höhlen als natürliche Brutplätze sind meistens nur in alten Bäumen zu finden. In Hinblick auf den Starenbestand zeigen die Ergebnisse der Roten Liste also, dass alte Bäume in der Stadt unbedingt zu erhalten sind und der Baumbestand so geschützt werden muss, dass er altern kann.
Die Politik muss mehr tun für den Vogelschutz in Hamburg
Nicht nur Bäume, sondern auch extensiv genutztes Grünland sind extrem wichtig für den Fortbestand von Brutvögeln. Die aktuell veröffentlichte Rote Liste zeigt, dass die Reduzierung ehemals häufiger Brutvogelarten auch auf den Verlust von geeigneten Lebensräumen zurückzuführen ist. Der starke Rückgang der Feldvögel wie Rebhuhn, Kiebitz und Feldlerche ist die Folge von Zerstörung ihrer Habitate und Intensivierung der Landwirtschaft. Statt diese bedrohten Feldvogelarten zu schützen und zu fördern, plant Hamburg zum Beispiel ein Neubaugebiet wie Oberbillwerder mit einer Fläche von 130 ha. Betroffen von diesem Projekt sind über 90 Brutstandorte von Feldlerchen, Wiesenschafstelzen, Wiesenpieper, Kiebitzen und Wachtelkönige. Schon jetzt ist klar: Für Feldlerchen und Wiesenschafstelzen können im Gebiet keine ausreichenden Ausweichlebensräume geschaffen werden.
Deshalb fordert der NABU Hamburg von der Politik, den Artenschutz ernst zu nehmen und dort Schutzmaßnahmen zu ergreifen, wo die Arten noch Vorkommen haben. Dies gilt auch für Naturschutz- und Vogelschutzgebiete. Durch die großflächige Bebauung des Wohngebiets Neugraben haben vermutlich nur 2-3 Rebhuhn-Paare überlebt. Maßnahmen zum Schutz ihrer Lebensräume müssen daher sehr schnell umgesetzt werden. Mit vielfältiger, insektenreicher Blühstreifen oder der Anlage von Brachen müssen attraktive Flächen geschaffen werden, wo die Vögel ungestört brüten können. In Hamburg kommen Rebhühner nur noch im Gebiet Geestrand bei Neugraben vor.
Generell müssen Grünflächen unbedingt erhalten bleiben und bei Bauvorhaben stärker berücksichtigt werden. Selbst kleine Grünräume bieten Platz für Sträucher und Gebüsche, die u.a. für den Haussperling ein wichtiger Lebensraum sind.
Die Rote Liste für Brutvögel in Hamburg finden Sie als Download unter https://www.hamburg.de/contentblob/12372868/e2c558a1a4814b12121db95fcc15a1b3/data/rote-liste-voegel-2018.pdf
Weiterführende Infos
Jede dritte Feldlerche ist verschwunden. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, küren NABU und LBV die Feldlerche zum „Vogel des Jahres 2019“. Mehr →