Schwalben-Fangzahlen
Fangzahlen von Rauch-, Mehl- und Uferschwalbe
Drei Schwalben-Arten werden in der Forschungsstation DIE REIT gefangen: Rauchschwalbe (Hirundo rustica), Mehlschwalbe (Delichon urbica) und Uferschwalbe (Riparia riparia). Die Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Fangzahlen seit 1973.
Die geringe Zahl Uferschwalben erklärt sich durch das Fehlen einer Brutkolonie selbst in der größeren Umgebung. Daher sind alle Fänglinge dieser Art Zugvögel und keine lokalen Brutvögel. Rauch- und Mehlschwalben hingegen brüten in der direkten Umgebung der Forschungsstation: Mehlschwalben an zahlreichen Wohnhäusern und Rauchschwalben an und in anderen Gebäuden wie Ställen und Brücken aber ebenso Wohnhäusern. Die vergleichsweise hohen Fangzahlen besonders der Rauchschwalbe sind jedoch besonders damit zu erklären, daß diese Art zur Zugzeit in Gruppen im Schilf übernachtet. So fangen sich viele Tiere abends im Anflug auf den Schlafplatz oder bei der vorherigen Jagd nach späten Insekten dicht über Schilf oder Wasserflächen. Wandernde Mehlschwalben hingegen nächtigen meist in den Wipfeln von Bäumen. Sie sind deswegen weniger zahlreich und fangen sich wohl meist bei abendlichen Nahrungsflügen.
Hinweise darauf, daß sich unsere Rauchschwalben auf dem Weg zu ihrem Schilfschlafplatz fangen, lässt sich mit einigen Diagrammen illustrieren. Abbildung 1 zeigt die Zahlen aller seit 1973 gefangenen Rauchschwalben, gruppiert nach den stündlichen Kontrollen des Tages. Die meisten Tiere wurden also während der 20- und 21-Uhr-Kontrollen aus den Netzen geholt. Ein erster Hinweis, daß sich die Vögel auf dem Weg zum Schlafplatz fangen lassen. Der Zeitpunkt ist natürlich nicht von unseren Chronographen abhängig, sondern vom Sonnenstand: Ein bestimmtes Lichtlevel veranlasst die Vögel, den Schlafplatz aufzusuchen. Während der Fangperiode ändert sich dieser Zeitpunkt beträchtlich. Der Sonnenuntergang 22. Oktober (späteste gefangen Rauchschwalbe) ist mehr als drei Stunden später, als am 30. Juni (erster Fangtag der Saison). Die Abbildung 1 zeigt also nur sehr bedingt die Abhängigkeit von der Helligkeit. Abbildung 2 hingegen zeigt diese Abhängigkeit zur Helligkeit. Aufgetragen ist die Differenz von der Stunde des Fanges zur Stunde, in der die Sonne untergeht. Es ist ersichtlich, daß sich die meisten Rauchschwalben in der Stunde des Sonnenuntergangs und der Stunde danach fangen. Nachdem die Sonne untergegangen ist, bleibt es noch eine geraume Zeit mehr oder weniger hell, bis der sogenannte bürgerliche Sonnenuntergang eintritt. Somit ist es selbst nach dem Sonnenuntergang noch hell genug für die Schwalben, umherzufliegen und den Schlafplatz aufzusuchen.
Abbildung 4, daß Mehlschwalben am häufigsten in der Stunde vor Sonnenungergang gefangen werden. Sie scheinen also hellere Bedingungen zum Flug und zur Jagd zu benötigen.