Wedeler Au - Foto: J. P. Krohn
Sülldorfer/ Rissener Feldmark und Wedeler Au
Die Knicks sind nicht mehr so artenreich wie früher. Das Grünland wird in weiten Teilen entwässert und intensiv genutzt. Dennoch: hier ist die alte Kulturlandschaft der holsteinischen Geest noch vergleichsweise intakt. Diese Landschaft gilt es zu schützen und zu bewahren!
Zilpzalp, Goldammer und Dorngrasmücke leben in den Knicks. Auf den Wiesen brütet der Kiebitz - leider werden nur wenige Jungvögel flügge. Wer Glück hat, erspäht einen Kranich oder einen Weißstorch auf Nahrungssuche. Grasfrosch, Teichfrosch und weitere Amphibien laichen in den angelegten Kleingewässern. Die in Hamburg stark gefährdete Ringelnatter jagt sie. Zahlreiche, auch seltene, Wasser- und Uferpflanzenarten kommen dort vor.
Keine Straße zerschneidet das Gebiet. Nur der Ellernholt zwischen Sülldorf und Schenefeld wird verbotenerweise als Schleichweg genutzt – dieses Verbot sollte auch durchgesetzt werden. Viele Radfahrer, Wanderer und Spaziergänger sind auf den Feldwegen unterwegs. Die Reiter haben ihre eigenen Wege. Jogger und Walker halten sich fit. Das Gebiet ist Teil des Regionalparks Wedeler Au, einer Kooperation des Bezirks Altona mit fünf schleswig-holsteinischen Gemeinden. Der Regionalpark soll vor allem die Naherholung fördern.
Die Wedeler Au
Inmitten der Feldmark fließt die Wedeler Au. Sie ist Hamburgs größter Wasserlauf, der auch auf dem Gebiet der Hansestadt entspringt. Der Quellbereich befindet sich in Sülldorf, dicht an der Grenze zu Schenefeld. Die Wedeler Au gilt als sandgeprägter Tieflandbach. Im Naturzustand, von allen Eingriffen unberührt, mäandert ein solcher Bach durch einen Auwald und ist verhältnismäßig flach.
Von einem naturbelassenen Bach ist die Au heute allerdings weit entfernt. Am Ober- und Mittellauf bis zur Einmündung des Laufgrabens wurde die Au begradigt, befestigt und mit steilen Böschungen versehen. Der Bachlauf wurde verkürzt, die Überschwemmungsgebiete wurden trocken gelegt. Die Au wurde zum Entwässerungsgraben verbaut. Die Wasserqualität war entsprechend. Es verschwanden die Wasserpflanzen, die Fische und die Libellen. Viele wirbellose Kleintiere, die auf sauberes Wasser angewiesen sind, hatten ihren Lebensraum verloren. Die Wedeler Au war verarmt.
Renaturierung
In den letzten Jahren hat sich viel getan. Die Wedeler Au soll wieder zu einem naturnahen Bach werden, daran arbeiten die Behörden zusammen mit Naturschützern. Insbesondere die Tiefbauabteilung des Bezirksamtes Altona bemüht sich intensiv um die Beseitigung vergangener Bausünden.
An vielen Stellen wurden die alten Uferbefestigungen entfernt, das Ufer wurde naturnah gestaltet. Kies wurde in das Bachbett verbracht; zwischen den Steinen leben wirbellose Kleintiere. Die Au hat wieder mehr Platz. Sie strömt mal schnell, mal langsam. An einigen Stellen windet sich die Au wieder wie früher durch die Landschaft. Sie fließt durch Röhricht und Sumpf, auch Wasserpflanzen werden erneut angesiedelt: der Wasserhahnenfuss, der Wasserstern und die Aufrechte Berle.
Erste Erfolge werden bereits sichtbar: Der Eisvogel brütet an der Au, die Blauflügel-Prachtlibelle ist wieder anzutreffen. Das sind gute Zeichen. Doch vieles bleibt noch zu tun, bevor die Schäden der Vergangenheit behoben sind.
Eisenocker und Abwasser
Wasserpflanzen, Fische und Kleintiere haben einen schweren Stand in der Wedeler Au. Zu viel eisenhaltiges Grundwasser strömt aus den Gräben und Drainagen in den Bach. An die Oberfläche gelangt, verbindet sich das gelöste Eisen mit Sauerstoff: Eisenocker entsteht. Der rostrote Eisenocker trübt das Wasser, legt sich auf die Wasserpflanzen und verschlammt das Bachbett. Der negative Einfluss des Eisenockers auf das Leben in der Au ist eindeutig; so sieht es auch die Hamburger Umweltbehörde in ihrem Bericht "Eisen und Gewässer" von 1997. Wie die Ockerverunreinigung beseitigt werden kann, muss noch untersucht werden.
Auch Abwasser verschmutzt die Wedeler Au. Im Quellbereich befindet sich das Mischwasser-Rückhaltebecken Bullnwisch. Es nimmt Regenwasser gemischt mit häuslichen Abwässern auf. Bei Starkregen kommt es zu Überläufen. Was in die Kläranlage gehört, fließt in die Wedeler Au. Drei Einläufe im Jahr sind zugelassen. Die Hamburger Stadtentwässerung bemüht sich, diese Überläufe zu verringern. Immerhin gibt es auch hier Erfolge zu vermelden: 2010 lief das Becken zweimal über, 2011 nur noch einmal. Weitere Schadstoffe gelangen über drei Regensiele in die Wedeler Au.
Unsere Arbeit im NABU
Wir leisten praktischen Naturschutz in den Feldmarken und an der Wedeler Au. Dabei legen wir Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit den Bauern vor Ort, mit den Bürgern und mit den Mitarbeitern der zuständigen Behörden.
- Wir pflegen mehrere Kleingewässer an der Wedeler Au, um sie als Amphibien-Laichplätze zu erhalten. Damit genug Licht einfällt, schneiden wir die Ufergehölze zurück.
- Für den Eisvogel bauen wir Nistmöglichkeiten.
- Wir erfassen die Tier- und Pflanzenbestände an der Wedeler Au und bestimmen die biologische Gewässergüte.
- Für Fledermäuse und Vögel installieren und pflegen wir zahlreiche Nistkästen.
- Wir verfolgen die politischen Entwicklungen und mischen uns bei Naturschutzthemen ein.
Weitere Informationen
- Zu den Seiten des Regionalparks Wedeler Au
- Die Wikipedia – Seite über die Wedeler Au
- Eine Bestandsaufnahme der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU)
- Kiebitze in der Landwirtschaft (Faltblatt)
- Wiesenbrüter und weitere Offenlandarten im Hamburger Westen (Gutachten)