Düpenau - Foto: Markus Bischof
Die Düpenau
Ein Wiesenbach in der Feldmark
Was kann ich hier erleben und wie kann ich mitmachen?
- Verschiedene Lebensräume rund um den Bach kennenlernen
- Unterschiedliche Tiere und Pflanzen mitten in der Stadt entdecken
- Einblicke in die Gewässeranalyse und -renaturierung erhalten
- An einem der zahlreichen Bachaktionstage, das Bachbett zu einem attraktiveren Lebensraum für Tiere und Pflanzen umzugestalten
- Gewässer und Landschaft zu beobachten, um Veränderungen zu dokumentieren
- Die Algenentwicklung auf den Teichen zu kontrollieren und ggf. abzufischen
- Die Eisvogelwände zu beobachten und zu pflegen
- Die Erlenentwicklung zu beobachten und ggf. Schneideaktionen durchzuführen
- Sukzession (Abfolge von Pflanzen- oder Tiergesellschaften) auf den Dünen zu beobachten und ggf. Schneideaktionen durchzuführen
Aus der Gruppe
"Die Renaturierung von Gewässern in Hamburg ist ein wichtiger Schritt, um die natürlichen Lebensräume in der Stadt wiederherzustellen und das ökologische Gleichgewicht zu fördern. Durch solche Maßnahmen werden nicht nur die Wasserqualität und der Hochwasserschutz verbessert, sondern auch wertvolle Lebensräume für Fische, Vögel und Amphibien geschaffen. Indem man sich engagiert, hilft man, die Artenvielfalt zu bewahren und nachhaltige Erholungsräume für Mensch und Natur zu schaffen."
Barbara Meyer-Ohlendorf (Gruppenleitung West)
Über das Gebiet
Die Düpenau war im vorigen Jahrhundert zu einem Entwässerungsgraben verkommen. Erst seit 2001 wurde sie mit der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) unter besonderen Schutz gestellt. Das Bezirksamt Altona begann die Düpenau zu renaturieren und ökologisch aufzuwerten. Bis zum Abschluss des XFEL-Baus (ca. 2015) wurden als Ausgleich auch Teiche und Sanddünen angelegt.
Seit 2019 hat die NABU-Stadtteilgruppe West die praktischen Naturschutzarbeiten im Rahmen einer Bachpatenschaft übernommen. Inzwischen können wir feststellen, dass sich in den renaturierten Bachabschnitten, den neu angelegten Teichen und den angrenzenden Biotopflächen innerhalb weniger Jahre eine positive Naturentwicklung vollzogen hat und eines der artenreichsten Biotope Altonas mit vielen seltenen Pflanzen und Insekten entstanden ist.
Wo verläuft die Düpenau?
Der einstige Quellbereich der Düpenau wurde mit dem Bau der Bahnlinie von Altona nach Blankenese zerstört. Heute verläuft sie zunächst ca. 500 m verrohrt im Untergrund. Am Alten- und Pflegeheim „Tabea“ tritt das Wasser der Düpenau aus einem Sielauslauf an die Oberfläche. Sie unterquert die Osdorfer Landstraße und verschwindet für weitere 400 m in einem verrohrten Abschnitt. Anschließend durchläuft sie die Osdorfer Feldmark bis zum Helmuth Schacksee, an dem sie sich seitlich vorbeischlängelt und dann die Grenze zu Schenefeld (Schleswig Holstein) erreicht. Bei Rellingen mündet die Düpenau in die Mühlenau. Von dort gelangt das Wasser über die Pinnau in die Elbe.
Die Düpenau war im vorigen Jahrhundert in Hamburg praktisch zu einem Entwässerungsgraben verkommen. Erst seit 2001 ist Besserung in Sicht: Die Europäische Union stellt die Gewässer unter besonderen Schutz und hat dazu die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erlassen. Danach muss der Zustand der Düpenau laufend überwacht und verbessert werden.
Was macht das Gebiet so besonders?
Das Gebiet der Düpenau zeichnet sich durch sehr unterschiedliche Lebensräume aus:
- Gewässer: Bei der Renaturierung angelegte Gewässer, Ufervegetation stellenweise mager, durch den Abtrag des fetten Oberbodens. Geprägt durch Wasserpflanzen wie Krebsschere, Schwimmendes Laichkraut, Raues Hornblatt und Seerosen. Wertvoll für Amphibien, Libellen, Köcherfliegen, kleine Fischarten, und viele weitere Wassertiere.
- Auengehölz: Gehölze an den Gewässern. Geprägt durch bisher hauptsächlich Schwarzerle und wenige Weidenarten. Wertvoll für viele Insekten und Vögel.
- Sumpf: Feuchte, niedriggelegene Bereiche an den angelegten Gewässern und Retentionszonen der Düpenau. Geprägt durch Sumpfpflanzen wie Sumpfdotterblume, Wasserminze, Aufrechter Merk, Röhriger Wasserfenchel, Blutweiderich, Sumpfschwertlilie, Sumpfbinse, Rohrkolben und Schilf. Wertvoll für viele Libellenarten und Amphibien, Lebensraum von Großer Sumpfschrecke. Nistplatz für Sumpfrohrsänger und Rohrammer.
- Wald: Überwiegend im Zuge der Renaturierung angepflanzte Bäume. Geprägt durch noch junge, als Hochstamm gepflanzte Bäume wie Eiche, Esche, Ulme, Bergahorn und Wildobstgehölze.
- Fettwiesen: Offene Bereiche, in denen der alte, landwirtschaftlich geprägte Boden erhalten worden ist. Geprägt durch hohe Gräser wie Glatthafer und Knäuelgras sowie konkurrenzstärkere Kräuter, wie Acker-Kratzdistel, Brennnessel und Kletten-Labkraut. Wertvoll, vor allem durch die vorhandenen Kräuter.
- Magerrasen: Bei der Renaturierung wurde der durch landwirtschaftliche Tätigkeiten eutrophierte und mit Pestiziden belastete Oberboden abgetragen, was zu besonders wertvollen, eher trockenen und sandigen Magerstandorten geführt hat. Wertvoll durch zahlreiche blühende Pflanzenarten wie Flockenblumen, Labkräuter, Lichtnelken, Rainfarn, Klee, Zahntrost und viele mehr. Konkurrenz schwächere Arten konnten sich dank der niedrigeren und schwächer wachsenden Gräser wieder etablieren.
- Dünen: Magere und sandige Haufen, die bei der Renaturierung angelegt wurden, teilweise nah am Gewässer. Geprägt durch Silbergrasrasen mit Bergsandglöckchen, Heidenelke, Dornigen Hauhechel, Hasenklee. Wertvoll als Brutplatz für zahlreiche bodenbrütende Bienen, Grabwespen, Wegwespen. Zudem Lebensraum von Dünen-Sandlaufkäfern und Blauflügeligen Ödlandschrecken.
- Knicks: Knicks an den Feldrändern sowie stellenweise solitäre Gebüsche ähnlichen Charakters. Geprägt durch früchtetragende Sträucher wie Weißdorn, Schlehe, Schneeball, Holunder und Hasel. Wertvoll für viele Insekten und Vögel als Nahrungsquelle und Brutstätte, z.B. Grasmücken, Neuntöter, Gelbspötter und weitere.
Was wurde bisher gemacht?
Um die Artenvielfalt zu fördern, wurden zahlreiche Pflegemaßnahmen durchgeführt. Ein regelmäßiger Kopfweidenschnitt sowie der Rückschnitt von Erlen halten die Düpenau und die Teiche offen und sichern wertvolle Lebensräume. Kleinräumige Mahdarbeiten mit Sensen und der Abtransport des Mahdguts, unterstützt durch einen Landwirt, tragen ebenfalls zur Erhaltung der Flächen bei. In den Teichen wurden Fische, Muscheln und Wasserpflanzen angesiedelt, um das Ökosystem zu stabilisieren. Zur Bekämpfung invasiver Neophyten, wie dem Japanischen Staudenknöterich (Fallopia japonica), wurden gezielte Maßnahmen ergriffen. Darüber hinaus wurden Nistkästen kontrolliert und gesäubert, Eisvogelwände gepflegt, Totholzhaufen angelegt und lückenreiche Knicks durch Benjeshecken ergänzt. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, wertvolle Lebensräume für heimische Arten zu schützen und zu fördern.
Was ist noch geplant?
Für die kommenden Jahre sind weitere Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Artenvielfalt geplant. Die Pflege der Eisvogelwände soll fortgeführt werden, ebenso wie die regelmäßigen Nistkastenkontrollen. Eine Nachsaat mit Regiosaatgut und das Nachpflanzen von Wiesen-Schaumkraut und Hauhechel sind vorgesehen, um insbesondere Schmetterlinge wie den Aurorafalter zu unterstützen. Zudem sollen Dünen und Gewässer weiterhin von Erlen freigehalten und zusätzliche Kartierungen durchgeführt werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf biometrischen Messungen an der Orchidee, um ihren Bestand langfristig zu überwachen und zu fördern.
-
Beseitigung von Erlenaufwuchs - Foto: NABU-Gruppe West
-
Algen abfischen - Foto: NABU-Gruppe West
-
Päuschen beim Arbeitseinsatz - Foto: NABU-Gruppe West
-
Bergung einer kleinen Kröte - Foto: NABU-Gruppe West
-
Entdeckung eines Nachtfalters - Foto: NABU-Gruppe West
-
Arbeitseinsatz auf der Wiese - Foto: NABU-Gruppe West
-
Gesammeltes Mahdgut abtragen- Foto: NABU-Gruppe West
-
Hilfe beim Aufladen des Mahdguts - Foto: NABU-Gruppe West
-
Arbeitseinsatz - Foto: NABU-Gruppe West
-
Kleine Fische aus der Düpenau - Foto: NABU-Gruppe West
Pflegemaßnahmen & Arbeitseinsätze
Welche Vögel kommen hier vor?
Im Sommer zeigt sich die Vogelwelt von ihrer vielfältigsten Seite: Der Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) und der Gelbspötter (Hippolais icterina) erfüllen die Luft mit ihren melodiösen Gesängen, während der Kuckuck (Cuculus canorus) mit seinem unverwechselbaren Ruf durch die Landschaft hallt. Greifvögel wie der Turmfalke (Falco tinnunculus) und der Sperber (Accipiter nisus) jagen geschickt am Himmel, während das Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) und die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) eher in Bodennähe ihre Reviere verteidigen. Auch der Zilpzalp (Phylloscopus collybita) und die muntere Amsel (Turdus merula) sind treue Begleiter durch die Sommermonate.
Im Winter verändern sich die Vogelgemeinschaften: Die Rotdrossel (Turdus iliacus) und die Wacholderdrossel (Turdus pilaris) sind typische Wintergäste, die aus dem Norden Europas zu uns ziehen. Auch Arten wie die Bekassine (Gallinago gallinago) und die Waldschnepfe (Scolopax rusticola) gehören zu den Vögeln, die in der kalten Jahreszeit zu beobachten sind. Der elegante Silberreiher (Ardea alba) ergänzt die winterliche Vogelwelt, während das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und der Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) in dieser Jahreszeit besonders auffallen.
Vogelarten an der Düpenau
Welche Insekten kommen hier vor?
- Wildbienen: Ein besonderer Fund ist hervorzuheben, die Sägehornbiene (Melitta tricincta). Sie wurde im letzten Jahr gefunden. Zuletzt im Hamburger Gebiet verzeichnet in den 1910er Jahren.
- Libellen: Die Vielfalt an Libellenarten im Düpenau-Gebiet ist herausragend. Daher achten wir bei unseren Maßnahmen besonders darauf, die guten Lebensbedingungen für die Libellen zu erhalten. Beachtliche Neufunde sind die Scharlachlibelle (Ceriagriontenellum), die in Hamburg bisher nur im Gebiet der Fischbecker Heide gefunden wurde. Sowie die ebenfalls seltene Gefleckte Smaragdlibelle (Somatochloraflavomaculata). Seit letztem Jahr konnte auch die Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis) mit mehreren Individuen regelmäßig beobachtet werden.
- Schmetterlinge: Auf den Flächen an der Düpenau finden sich zahlreiche Schmetterlinge. Es sind Rückzugsorte für die üblichen Wiesenfalter sowie einige Besonderheiten. Hervorzuheben ist die Rückkehr des Wegerich Scheckenfalters (Melitaea cinxia), der in Hamburg als ausgestorben galt. Nachdem er zunächst auf einer Projektfläche des Neuntöter e.V. in Wilhelmsburg wiedergefunden wurde, ist er seit 2021 auch auf unserer Fläche beheimatet. Es sind in den letzten drei Jahren zunehmend mehr Individuen zu beobachten, dieses Jahr in einer Größenordnung von sicherlich 100 Tieren.
- Nachtfalter: Die BUKEA initiierte ein Projekt zur Erfassung der Schmetterlinge in Hamburg, da es insbesondere bei der Nachtfalterfauna seit 30 Jahren ein Informationsdefizit gibt. An der Düpenau werden die Nachtfalter im Auftrag der BUKEA von Jan-Peter Demelt mit Lichtfallen kartiert. Eine vorläufige Auswertung ergab, dass die Individuenzahl bei den Nachtfaltern ungewöhnlich niedrig lag, um ca. 40 – 70 % unter den Werten der vergangenen Jahre. Über die Ursache ist derzeit allergings keine Aussage möglich. An der Düpenau ist die Anzahl der gefundenen Arten noch erfreulich. So konnte der Braune Bär (Arctia caja) in größerer Anzahl festgestellt werden. Dies ist beachtenswert, weil gerade diese Art in den letzten Jahren an immer weniger Standorten festgestellt wurde. Beachtens-wert ist auch der Fund von Ackerwindenflur-Bunteulchen (Emmelia trabealis). Sie wurde zuletzt in der ersten Hälfte des 20. Jh. in Hamburg nachgewiesen. Ebenfalls bemerkenswert sind Funde des Sechsfleck-Widderchen auch Blutströpfchen (Zygaena filipendulae). Interessant sind der Große Pappel-Glasflügler, der kleine Weiden-Glasflügler sowie der Wespenglasflügler. Alle drei stehen in der (veralteten) Roten Liste Hamburg unter „ausgestorben oder verschollen“ und sind an der Düpenau zu finden.
-
Wildbiene - Foto: Annegret Wiermann
-
Südliche Mosaikjungfer - Foto: Helge May
-
Wegerich-Scheckenfalter - Foto: Oliver Schuhmacher
-
Aurorafalter an Wiesenschaumkraut - Foto: Harald Bott
-
Brauner Waldvogel auf Klette - Foto: Helge May
-
Hufeisen-Azurjungfer (Männchen) - Foto: Helge May
-
Gebänderte Prachtlibellen - Foto: NABU/Klaus Kiuntke
-
Brauner Bär bei der Eiablage - Foto: Eric Fischer/www.naturgucker.de
-
Ackerwinden-Bunteulchen - Foto: Helge May
-
Sechsfleck-Widderchens an Hornklee saugend - Foto: Carsten Heinecke
Insektenarten an der Düpenau