Wahrenberger Polder


Schwarzstorch beim Fischfang - Foto: NABU/Thomas Krumenacker
Im November 2001 ersteigerte der NABU eine knapp 84 Hektar große Fläche im Wahrenberger Polder, einem eingedeichten Gebiet an der Elbe zwischen Schnackenburg und Wahrenberg. Im Sommer 2002 kamen noch einmal 14 Hektar im Osten der Fläche hinzu. Damit hat der NABU in der Elbtalaue mittlerweile schon 400 Hektar Fläche aufgekauft, gepflegt und unter Naturschutzgesichtspunkten entwickelt.
Die Fläche im Wahrenberger Polder ist die größte zusammenhängende Fläche des NABU in der Elbtalaue überhaupt und gerade deshalb von großem Interesse für den Naturschutz. Hier kann der NABU nun schalten und walten, wie es ihm gefällt - natürlich ganz im Sinne von Flora und Fauna. Das Gebiet zeichnet sich in erster Linie durch seine stille Lage aus. Fernab der zum Teil touristisch und durch Straßen erschlossenen Landstriche an der Elbe, gibt es hier weder eine Anfahrtsstraße noch einen gut begehbaren Zugang in das Gebiet selber. Die Tier- und Pflanzenwelt lebt hier seit jeher ungestört.
Im nördlichen Teil des Gebiets, an einer Stelle hinter dem Elbdeich, drängt das Elbwasser, das unterirdisch unter dem Deich hindurchfließt, ans Tageslicht. Uralte Kopfweiden und Eichen im Wasser erinnern hier an die Everglades in Florida. Die Zielart ist in dieser so genannten Qualmwasserzone der Zwergtaucher, der sich hier über kurz oder lang einstellen wird. Nach Süden wird das Gebiet trockener. Große Entwässerungsgräben, die schon zu DDR-Zeiten ausgehoben wurden, durchziehen den Polder. Damals wurde alles unternommen, um den Polder zu entwässern und für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Landwirte säten produktive Grasarten wie Weidelgras und Fuchsschwanz aus, die sich für eine intensive Beweidung besonders eignen.
Es wird noch Jahre dauern, bis sich hier eine wiesentypische Vegetation mit heimischen Arten entwickelt. Die Flächen wurden damals regelmäßig gemäht und anschließend zusätzlich noch beweidet. Nach Öffnung der deutsch-deutschen Grenze kehrten kurzzeitig Verhältnisse wie im Wilden Westen ein: Unbekannte mähten hier illegal die Flächen für den Eigenbedarf oder den Verkauf. Die letzte Beweidung erfolgte im vergangenen Jahr durch Pferde. Der Vorbesitzer plante hier eine riesige Rinderzucht. Hiervon zeugen heute noch die kilometerlangen Stacheldrahtzäune, die das NABU-Gebiet durchziehen.
Bedingt durch die Größe von 84 Hektar hat der NABU mit dem Kauf der Fläche nun auch eine so genannte Eigenjagd erworben. Nach dem Bundesjagdgesetz ist der NABU nun verpflichtet, diese Eigenjagd zu verpachten. Zunächst hat der Verband sie unter Auflagen auf ein Jahr befristet verpachtet. Wenn der Pächter sich bewährt, wird der Vertrag verlängert. Zu den Auflagen gehört, dass keine jagdlichen Aktivitäten vor dem 15. Juni erfolgen dürfen. Außerdem darf der Jäger keine Futter- und Salzleckstellen einrichten. Die Abschusszahlen muss er nach Ermittlung des Wildbestandes mit der Jagdbehörde festlegen.
Die Fülle an Lebensraumtypen, wie Wiesen, Wäldchen, Baumreihen, Gräben und feuchte Senken macht den Reiz dieses Gebietes und den hohen Wert für Flora und Fauna aus. Diese Vorzüge gilt es nun zu optimieren. Insgesamt soll das Gebiet vernässt werden. Das wird vor allem durch Staustufen in den Gräben erreicht. Allerdings entwässern die Gräben zugleich ein Gebiet zwischen dem Reetz-Wische-Deich und dem NABU-Gebiet. Die Errichtung von Staustufen und die Wiedervernässung der eigenen Flächen muss der NABU daher sehr behutsam angehen.
Während 46 Hektar zukünftig als Mähwiese genutzt werden, möchte der NABU die übrige Fläche für die Natur entwickeln. Aus den Eichenwäldchen sollen artenreiche Eichenauenwälder entstehen, die Feuchtsenken in den Wiesen werden in Brutplätze für Gänse, Enten und Kraniche umgewandelt und schließlich wird entlang der bestehenden Eichenreihen ein fünf Meter breiten Heckensaum für unsere Singvögel geschaffen.
Weitere Infos zum Gebiet
Der NABU Hamburg konnte im Jahr 2001 eine Fläche von über 90 ha im Wahrenberger Polder erwerben und hat dort in den zurückliegenden Jahren verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume durchgeführt. Mehr →
Seit 2001 ist westlich der Elbe, im Raum Wahrenberg, ein massive Befall des Eichenprozessionsspinner zu beobachten. Der NABU hat vor Ort Maßnahmen zum Schutz des Baumbestands ergriffen. Mehr →