Kiebitzküken - Foto: NABU/Thorsten Krüger
Hamburger Projekt zum Schutz des Kiebitz zeigt erste Erfolge
Viele Kiebitze auf landwirtschaftlichen Flächen geschlüpft
Bereits im ersten Jahr des Kiebitzschutzprojektes zeigt sich, dass die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure den Weg für einen nachhaltigen Schutz der Kiebitze in der Region ebnet. Immer mehr Landwirt*innen beteiligen sich am Projekt. Der Dialog zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist erfolgreich in die Praxis gestartet.
So funktioniert die Zusammenarbeit:
In Hamburg brüten laut Angabe des Arbeitskreises Vogelschutzwarte und 80 Prozent der Kiebitze auf Äckern, was sie besonders anfällig für unbeabsichtigte Verluste durch landwirtschaftliche Arbeiten macht. Die hauptamtlichen Projektmitarbeiter*innen der Umweltverbände beobachten gezielt potenzielle Brutflächen und suche diese nach Kiebitzaktivitäten ab, zum Teil auch mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer*innen. Bei einem Brutverdacht wird dieser überprüft und sobald eine Brut bestätigt wird, gehen die Umweltverbände ins Gespräch mit den Landwirt*innen und ergreifen nach Absprache schnelle Schutzmaßnahmen. Auch Landwirt*innen selbst melden ihre Kiebitzbruten. In der Folge werden die Nester entweder markiert, damit sie bei der Feldbearbeitung umfahren werden können, oder eine genau festgelegte Fläche, eine so genannte Kiebitzinsel, wird bis Ende Juli brach gelegt, um den Kiebitzen eine störungsfreie Brutzeit zu ermöglichen.
Schon länger betreibt der BUND so im Wilhelmsburger Osten erfolgreich Kiebitzschutz. In diesem Jahr konnte das Projekt, in Zusammenarbeit mit dem NABU, auf die Vier- und Marschlande ausgeweitet werden. In den nächsten Jahren sollen weitere Bereiche hinzukommen. Das Kiebitzschutzprojekt wird von der BUKEA finanziert. Um den Ertragsverlust auszugleichen, erhalten die Landwirt*innen eine Förderung.
„Wir arbeiten gemeinsam daran, dass Landnutzer*innen und Naturschützer*innen Hand in Hand arbeiten. Unser Ziel muss es sein, die Artenvielfalt als integralen Bestandteil der Landwirtschaft zu etablieren. Das Kiebitzprojekt zeigt, dass dies möglich ist.“
Henning Loch (BUND Hamburg) und Ilka Nüske (NABU Hamburg)
Bilanz 2024
Im Wilhelmsburger Osten, betreut vom BUND, konnten sieben Kiebitzbruten auf zwei Maisfeldern geschützt und eine Schlupfrate von beeindruckenden den 92,8 % erreicht werden. In den Vier- und Marschlanden, dem größten landwirtschaftlich geprägten Gebiet Hamburgs, wurden 58 Kiebitzgelege vom NABU betreut. Hier wurde ein Schlupferfolg von 69,4 Prozent erzielt, wobei aufgrund der großen Anzahl an Nestern wohl nicht alle geschlüpften Kiebitze dokumentiert werden konnten. Insgesamt beteiligten sich 11 Landwirt*innen am Hamburger Kiebitzschutzprojekt. Weitere Landwirt*innen wollen sich dem Projekt in der nächsten Saison anschließen.
Positive Nebenwirkungen
Das Kiebitzschutzprojekt hat nicht nur den bedrohten Kiebitzpopulationen geholfen, sondern auch vielen weiteren Arten. Auf den Kiebitzinseln konnten auch Brutpaare anderer bedrohte Vogelarten wie Feldlerchen, Rotschenkel und Bluthänflingen beobachtet werden – ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie wertvoll Schutzmaßnahmen wie diese für die Biodiversität sind.
Weitere Infos
Gemeinsam für den Vogel des Jahres: Das 2024 gestartete Kiebitzschutzbüro von NABU und BUND Hamburg arbeitet mit Landwirt*innen zusammen, um brütende Kiebitze auf Ackerland besser zu schützen. Mehr →
Sein Wahlslogan „Wasser marsch!“ bringt zum Ausdruck, woran es dem Kiebitz besonders fehlt: Entwässerung und intensive Landwirtschaft sorgen dafür, dass der Vogel des Jahres 2024 seinen natürlichen Lebensraum verliert. Mehr →