Erdkröten an befahrener Straße - Foto: Wolfgang Ewert
Bilanz der Hamburger Amphibienwanderung 2019
NABU rettet über 10.000 Kröten, Frösche und Molche / Bestandsrückgang bei häufigen Amphibienarten / Achtung: die Rückwanderung der Amphibien geht jetzt los
Verkehr, Trockenheit, Nährstoffbelastung, Insektensterben – die Liste der Gefährdungen für Frösche, Kröten und Molche ist lang. An 11 Straßenabschnitten in Hamburg und Umgebung haben auch in diesem Jahr NABU-Ehrenamtliche Amphibienzäune betreut und während der diesjährigen Wanderzeit vom 21. Februar bis 13. April insgesamt 10.165 Tieren das Leben gerettet.
Etwa sieben Prozent der eingesammelten Amphibien waren Frösche, Molche machten zwei Prozent der Tiere aus. Die überwiegende Mehrheit, 92 Prozent, waren Erdkröten – eine häufige Art, die praktisch flächendeckend in Hamburg anzutreffen ist. Jedoch schlagen Experten Alarm: Die Erdkröte steht mittlerweile auf der Vorwarnliste der Roten Liste für gefährdete Arten in Hamburg. Zwar ist sie noch überall häufig, doch ihr Bestand nimmt ab. Gleiches gilt für den Grasfrosch (447 gesammelte Exemplare), der in Hamburg nun sogar als „gefährdet“ eingestuft wurde. Ein deutliches Alarmzeichen. Diese Arten stellen an ihren Lebensraum keine speziellen Ansprüche, so dass ein Bestandsrückgang auf flächendeckende Probleme für Amphibien in Hamburg hinweist.
Alle in Deutschland wildlebenden Amphibienarten gehören zu den besonders geschützten Arten. In Hamburg kommen 14 Amphibienarten vor, von denen 10 zusätzlich dem Schutzregime der sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union unterliegen. Das bedeutet, dass es eine Verpflichtung gibt, diese Arten in einen sogenannten „günstigen Erhaltungszustand“ zu bringen. Dennoch ist in Hamburg derzeit außer dem Kammmolch keine Art in einem günstigen Zustand. Als Hauptgefährdungsursache sind vor allem Wasserstandsschwankungen, intensive Landwirtschaft und die Zerschneidung der Naturräume durch Straßen und Bebauung zu nennen.
Gefahrvolle Wanderung im Frühjahr und Sommer
Amphibien wandern im Frühjahr geballt zu ihren Laichgewässern. Dabei müssen sie oft Straßen überqueren und fallen dem Autoverkehr zum Opfer. Ehrenamtliche stellen an den Hauptwanderungspunkten seit Jahrzehnten Zäune auf. Entlang der Zäune werden die Tiere in Eimer geleitet, die zweimal täglich kontrolliert werden. Die Kröten, Frösche und Molche werden eingesammelt und von den NABU-Aktiven in Richtung der Laichgewässer über die Straße getragen. Andere Tiere, die sich in den Sammeleimern befinden, werden freigelassen oder können durch im Eimer befindliche Stöcke selbständig den Eimer verlassen.
Was kaum jemand weiß: im Sommer beginnt die Rückwanderung der kleinen Amphibien zu ihren Sommer- und Winterlebensräumen in Wäldern und Wiesen. Im Gegensatz zur Frühjahrswanderung hüpfen und kriechen die Tiere einzeln zurück, oft über einen mehrmonatigen Zeitraum. Zu den erwachsenen Tieren gesellen sich dann auch die Jungtiere, die aus den Laichgebieten in die normalen Lebensräume wandern. Die Anzahl der gefährdeten Tiere ist bei der Sommer- und Herbstwanderung also ungleich höher. Es ist jedoch unmöglich, diese über einen langen Zeitraum andauernde Wanderung in gleichem Umfang mit Amphibienzäunen ehrenamtlich zu begleiten. Der NABU fordert deshalb mehr feste Amphibienleitsysteme an den Wanderstrecken zu bauen, z.B. in Form von Tunneln unter den betroffenen Straßen. So können die sinnlosen Verkehrstoten unter den Kröten, Fröschen und Molchen vermieden werden. Bis es so weit ist, freuen sich die Amphibienschützer/innen des NABU immer über helfende Hände. Wer an einer Mitarbeit interessiert ist, kann sich an Benjamin Harders wenden: harders@NABU-Hamburg.de.
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