Fledermausarten in Hamburg
Braunes Langohr
(Plecotus auritus)
Die großen Ohren dieser Art haben dem Braunen Langohr seinen Namen gegeben. Noch leiseste Echos ihrer Ultraschallrufe und die Krabbelgeräusche von Insekten werden von den riesigen Ohren aufgefangen. Langohren sind daher in der Lage ihre Beute von Blättern und Ästen abzupflücken. Sie erbeuten Tag- und Nachtfalter, Raupen und Spinnen. In Hamburgs überwiegend Totholz armen Wäldern finden wir die Braunen Langohren überwiegend in Fledermauskastengebieten. Diese künstlichen Höhlen bieten den Tieren zumindest sichere Sommerquartiere für die Aufzucht ihrer Jungtiere. Ihren Winterschlaf verbringen die Braunen Langohren vorwiegend in feucht-kühlen unterirdischen Kelleranlagen, Bunkern oder Höhlen. Aber auch oberirdische Verstecke in Gebäuden oder Baumhöhlen werden als Winterquartiere genutzt.
Großer Abendsegler
(Nyctalus noctalus)
Der Große Abendsegler ist in Hamburg die größte Fledermausart mit einer Flügelspannweite von bis zu 40 cm. Abendsegler haben ein kurzes, eng anliegendes, rostfarbenes Fell. Ihre Jagdgebiete liegen über dem Kronendach von Wäldern, über Lichtungen, und an Waldrändern. Über den großen Hamburger Parks und Friedhöfen können Abendsegler häufig gesehen und gehört werden. Bei ihren abendlichen Jagdausflügen entfernen sie sich zum Teil weit (mehr als 10 km) von ihren Tagesquartieren. Die Sommerquartiere befinden sich in Baumhöhlen oder auch in speziellen Fledermauskästen. Winterquartiere befinden sich dagegen nicht nur in Baumhöhlungen und Spechthöhlen, sondern auch oberirdisch in Gebäuden. In Höhlen eines einzelnen Baumes können sich mehrere hundert Große Abendsegler zum Winterschlaf zusammenfinden. In Hamburg sind in den letzten Jahren bei Holzeinschlägen mehrere Winterschlafbäume gefällt worden.
Kleiner Abendsegler
(Nyctalus leisleri)
Der Kleinabendsegler ist die Schwesternart des Großen Abendseglers. Kleinabendsegler sind deutlich kleiner (Flügelspannweite ca. 26-32 cm) als Große Abendsegler - auch ihr Fell unterscheidet sich deutlich. Es ist kurz, anliegend und die Haare sind zweifarbig: Die Haarbasis ist schwarzbraun, die Haarspitzen sind rostbraun. Kleinabendsegler jagen in Wäldern auch unterhalb der Baumkronen. Regelmäßig suchen sie auch Nahrungsflächen abseits von Wäldern auf. Gern werden lineare Gehölzstrukturen (z.B. Baumreihen oder Alleen bejagt. Seine Jagdaktivitäten beginnen deutlich später am Abend als beim Großen Abendsegler, der schon mit den ersten Dämmerungsminuten hoch am Himmel bei der Jagd beobachtet werden kann. Die Wochenstuben und Sommerquartiere befinden sich in Baumhöhlen und Fledermauskästen. Winterquartiere sind wiederum in Höhlungen und Spalten von Bäumen. Kleinabendsegler sind Fernwanderer, Fernflüge von über 1.000 Kilometern sind bekannt. In Hamburg wurden nur sporadisch Kleinabendsegler zusammen mit Großen Abendseglern in Fledermauskastengebieten in Wäldern gefunden.
Wasserfledermaus
(Myotis daubentoni)
Diese mittelgroßen Fledermäuse sind in Hamburg an fast allen größeren Gewässerflächen anzutreffen. Ihre Fellfarbe ist dunkelgraubraun, die Bauchseite weißlichgrau. Auffallend groß sind ihre borstenbehaarten Füße. Ihren Namen haben Wasserfledermäuse durch ihre bevorzugten Jagdgebiete an stehenden und fließenden Gewässern. Auch an schmalen Bächen und Uferzonen jagen sie wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche nach Insekten. Sommerquartiere befinden sich vorwiegend in Baumhöhlen, in der Regel nahe von Gewässern. Vereinzelt werden auch Fledermauskästen angenommen, wobei Holzbetonhöhlen vorgezogen werden. Winterquartiere befinden sich in unterirdischen Naturhöhlen, Stollen, Schächten, Kellern mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Fransenfledermaus
(Myotis nattereri)
Die Fransenfledermaus ist sowohl "Hausfledermaus" als auch "Waldfledermaus". Nach bisherigem Wissen besiedelt diese mittelgroße Fledermausart im Sommerhalbjahr sowohl Gebäude als auch Baumhöhlen. In Hamburg sind es wiederum Holzbetonkästen (ursprünglich als Vogelnistkästen gedacht) in denen die ersten Sommerquartiere von Fransenfledermäusen gefunden wurden. Wochenstubengesellschaften befinden sich beispielsweise in Hohlräumen von Außenwandverkleidungen oder in Zwischenwänden von Häusern. Fransenfledermäuse jagen gerne im Wald oder in einer reich strukturierten Landschaft, die durch eine Vielzahl von Gehölzen (Baumgruppen, Knicks, Alleen, Obstgärten, Parks) geprägt wird. Als Gebüschjäger sammeln Fransenfledermäuse ihre Beute überwiegend direkt vom Untergrund ab. Auf Blattoberflächen oder Baumstämmen sitzende Insekten und Spinnen werden zielsicher aufgespürt und erbeutet. Fransenfledermäuse überwintern überwiegend in unterirdischen Hohlräumen, Bunkern oder alten Kellergewölben.
Zwergfledermaus
(Pipistrellus pipistrellus)
Die Zwergfledermaus ist die kleinste, vermutlich auch die häufigste der in Hamburg vorkommenden Arten. Sie wiegt nur 4-8 Gramm und passt theoretisch in eine Streichholzschachtel. Sie besiedelt im Sommer wie auch im Winter spaltenförmige Verstecke an Gebäuden. Dazu gehören beispielsweise Fassadenverkleidungen aus Holz oder Schiefer, kleine Hohlräume an der Dachtraufe und in Außenwänden.
Rauhhautfledermaus
(Pipistrellus nathusii)
Sie sind nur wenig größer als die nah mit ihr verwandten Zwergfledermäuse. In Hamburg wurden die ersten Rauhhautfledermäuse während der herbstlichen Wanderungen in der Innenstadt an ungewöhnlichen Hangplätzen (Rathaus und Finanzamt) entdeckt. Die Jagdgebiete der Rauhhautfledermäuse liegen in Wäldern und in Landstrichen mit einer vielfältigen Gehölzstruktur. Die Tiere suchen besonders gern die Uferbereiche verschiedenster Gewässer zum Jagen auf. Rauhautfledermäuse gehören zu den Fernwanderern unter den heimischen Fledermausarten. Zumindest einzelne Tiere können dabei zwischen ihrem Sommerlebensraum und ihrem Winterschlafplatz Flugstrecken von mehr als 1500 km zurücklegen. Als Winterquartiere werden Felsspalten, Mauerspalten oder Baumhöhlen aufgesucht. Winterschlafplätze in Brennholzstapeln am Haus oder in Holzstapeln in Sägewerken werden in Hamburg immer wieder gemeldet.
Breitflügelfledermaus
(Eptesicus serotinus)
Breitflügelfledermäuse kommen in ganz Mitteleuropa vor. Aber nur bei uns in Norddeutschland sowie in Jütland und den Niederlanden trifft man diese typischen Gebäudefledermäuse häufig an. Breitflügelfledermäuse gehören mit einer Spannweite von 32 bis 38 cm zu unseren größten Fledermäusen. Meistens beziehen Breitflügelfledermäuse Verstecke hinter Fassaden- oder Schornsteinverkleidungen oder dem Firstbereich von Ziegel-, Schiefer- oder Pappdächern. Diese Sommerquartiere werden von den sehr traditionellen Breitflügelfledermäusen über viele Generationen aufgesucht. In Hamburg sind Häuser bekannt, in denen Fledermäuse und Menschen seit vielen Jahrzehnten gemeinsam unter einem Dach leben. Über die Winterquartiere der Breitflügelfledermäuse ist wenig bekannt. In einigen seltenen Fällen wurden sie bei Dachneueindeckungen in kleinsten Hohlräumen entdeckt.
Zweifarbfledermaus
(Vespertilio murinus)
Diese besonders hübschen Fledermäuse haben ihren Namen dank ihres auffallend gefärbten Fells bekommen. Ihre Haare sind zweifarbig. Während die Haarbasis schwarz gefärbt ist, haben die Haarspitzen des Rückenfells einen auffallenden weißlichen oder silbrigen Schimmer. Das Gesicht, die Ohren und die Flughäute dieser Fledermaus sind tiefschwarz gefärbt. Mit ihrer Flügelspannweite von ca. 30 cm zählt die Zweifarbfledermaus zu den mittelgroßen Fledermausarten. Über Sommerquartiere gibt es in Hamburg keinerlei Nachweise. Auffällig sind in Hamburg dagegen die jährlich im Herbst wiederkehrenden Funde in und an hohen Gebäuden.
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Die NABU-Fachgruppe Fledermausschutz betreut ehrenamttlich u.a. zahlreiche Fledermausquartiere und berät bei Schutzmaßnahmen.
Interessierte sind herzlich eingeladen!
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