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Mitglied werdenDie Tideelbe rutscht wieder ins Sauerstoffloch
Umweltverbände sehen Gewässerqualität kritisch / Neue Elbvertiefung droht Situation deutlich zu verschlechtern


21. Juli 2012 - Das Aktionsbündnis für eine Lebendige Tideelbe, bestehend aus BUND, NABU und WWF, schlägt Alarm: Seit gestern fallen die Sauerstoffwerte der Tideelbe unter die fischkritische Grenze von 3 mg pro Liter. Problematisch sei diese Entwicklung auch deshalb, weil die Sauerstoffwerte bereits bei Wassertemperaturen unter 20 °C einbrechen, ein klarer Beleg für den gestörten Zustand der Elbe. Eine der Ursachen für diese Entwicklung sehen die Verbände in der letzten Elbvertiefung von 1999/2000.
Im Hinblick auf die nächste Elbvertiefung geht das Aktionsbündnis davon aus, dass weitere gravierende ökologische Probleme auftauchen werden und sich das Sauerstoffproblem nochmals verschärfen wird. Das Aktionsbündnis verweist darauf, dass sowohl der Integrierte Bewirtschaftungsplan für die Tideelbe als auch die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie für die Tideelbe einen Sauerstoffgehalt von mindestens 6 mg / l einfordern. Nur dann sei ein guter ökologischer Zustand gesichert.
Von kritischen Sauerstoffwerten sind vor allem wandernde Fischarten wie Meerforelle und Lachs sowie Neunaugen betroffen. Besonders sensibel reagieren außerdem Fischeier und Larven, etwa die der Finte, in dem vom Sauerstoffloch betroffenen Elbabschnitt ihr Hauptlaichgebiet hat.
„Die nächste Elbvertiefung führt nach unseren Erkenntnissen dazu, dass sich die Sauerstoffsituation und damit die ökologische Gewässerqualität im anfälligsten Abschnitt der Tideelbe nochmals deutlich verschlechtern werden. Ein Grund mehr, mit unserer Klage gegen die Elbvertiefung die Einhaltung des geltenden Rechts einzufordern“, so die Verbände.
Sauerstoffloch in der Elbe
Elbvertiefung und Kühlwassereinleitungen stellen Gefahr für die Wasserqualität der Elbe dar
2007 fielen die Sauerstoffwerte der Elbe unter die für Fische tödliche Grenze von 3 mg/l Wasser. Fischer zogen dementsprechend mit ihren Netzen tote Fische aus dem Elbwasser.
Aber bereits eine Sauerstoffkonzentration von 6 mg/l hat über einen längeren Zeitraum negative Auswirkungen auf die Fische. Fische meiden Bereiche mit niedriger Sauerstoffkonzentration. Daher stellen Sauerstofflöcher eine Barriere im Fluss dar, die besonders Wanderfischen die Reise zu ihren Laichgebieten erschwert. Seit Anfang Mai 2007 lag der Sauerstoffgehalt an der Messstation Seemanshöft nur an wenigen Tagen über 6 mg/l.
Auch wenn der Hamburger Senat dies bisher bestreitet, sind die seit dem Sommer 2000 vermehrt auftretenden Sauerstofflöcher nach Ansicht des NABU eine Folge der letzten Elbvertiefung von 1999. Eine erneute Vertiefung der Elbe wird die Sauerstoffsituation weiter verschlimmern und fatale Folgen für das Ökosystem haben.
Zum einen wird es durch eine erneute Fahrrinnenanpassung mehr tiefe Bereiche im Fluss geben, in denen Algen aus dem Oberlauf absinken, durch Lichtmangel im tiefen Wasser absterben und unter Verbrauch von Sauerstoff von Bakterien zersetzt werden.
Zum anderen gehen im Zuge der geplanten Fahrrinnenanpassung etwa 30 ha Flachwasserzonen verloren, die als "Lungen des Flusses" eine wichtige Belüftungsfunktion für die Elbe haben. Diese stellen insbesondere dann ein Rückzugsgebiet für Fische und Krebse dar, wenn im Hauptstrom ein Sauerstoffloch auftritt. Flachwasserzonen sind Bereiche großer Artenvielfalt, die als Laichgebiete für Fische dienen und als Wasserspeicher dämpfende Wirkung auf den Tidenhub haben.
Zukünftig könnten heißere Sommer die Flüsse früher erwärmen und die Sauerstoffproblematik weiter verschärfen. Wenn dann noch Einleitungen von erwärmtem Kühlwasser hinzukommen, wie sie für das geplante Kohlekraftwerk Moorburg vorgesehen sind, bedeutet dies einen weiteren Verlust von ökologisch wertvollen Zonen in der Tideelbe. Der NABU lehnt daher und aus Gründen des Klimaschutzes den Kraftwerksneubau in Moorburg strikt ab.