Streuobstwiese am Raakmoor - Foto: Waltraud Schirmer-Vetterlein
Streuobstwiese am Raakmoor
Ein Kleinod erwacht zu neuem Leben
Was kann ich hier erleben und wie kann ich mitmachen?
- Kennenlernen und probieren verschiedener regionaler Obstsorten
- Rund 70 Obstbäume in ihrer Blütezeit fotografieren
- Die Vielfalt der Insektenwelt auf der Wiese, am Insektenhotel und im Käferkeller entdecken
- Verschiedene Amphibien am kleinen Tümpel beobachten
- Die Abendsonne auf der Bank genießen und dabei Vögeln, Hasen und Igeln zuschauen
- Mit dem Balkenmäher oder der Sense zweimal im Jahr die Wiese zu mähen
- Am Aktionstag das Mahdgut abzuharken
- Die Vielfalt der Pflanzen zu pflegen
- Beim Beschnitt der Obstbäume zu unterstützen
- Weitere Obstbäume zu pflanzen
Aus der Gruppe
"Wir schützen und pflegen die wunderschöne Natur in Langenhorn und möchten gleichzeitig anderen Menschen den Wert dieser Landschaft näherbringen. Jede Stunde, die wir hier investieren, trägt zum Schutz unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt bei. Kommen Sie vorbei und lernen Sie unsere sympathische Gruppe bei einem der wöchentlichen Einsätze in der Natur kennen."
Bettina Amedick (Gruppenleitung Langenhorn/Fuhlsbüttel)
Über das Gebiet
Anfang 2020 pachtete die NABU-Gruppe Langenhorn/Fuhlsbüttel die ca. 25 Jahre alte Streuobstwiese am Rande des Raakmoores. Die etwa einen Hektar große Wiese ist an drei Seiten von Knicks eingerahmt und nur nach Westen hin öffnet sie sich zur angrenzenden Wohnsiedlung.
Im Pachtjahr standen hier etwa 50 Obstbäume, die inzwischen auf 70 Exemplare angewachsen sind. Darunter finden sich hauptsächlich Apfelbäume, sowie einige Birnen-, Kirsch- und Pflaumenbäume.
Was macht das Gebiet so besonders?
Die Streuobstwiese ist Teil der Raakshaide. Diese liegt nicht weit entfernt vom Naturschutzgebiet Raakmoor, das durch unsere NABU-Gruppe zusammen mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald SDW betreut wird. Das Raakmoor ist der Rest eines Hochmoores, das nach der letzten Eiszeit im Quellgebiet eines der Alsterzuflüsse entstanden ist. Mit ca. 33 Hektar ist es eines der kleinsten Naturschutzgebiete Hamburgs und besteht zum größten Teil aus Bruchwäldern mit einem sich regenerierenden Moor im Zentrum. Durch Abtorfung und Entwässerung wurde das ehemalige Hochmoor für die landwirtschaftliche Nutzung zerstört. Inzwischen ist das Gebiet mit unserer Unterstützung dabei, sich wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuentwickeln. Durch die Abtorfung des Moores und die damit verbundenen Veränderungen findet man im Raakmoor heute eine mooruntypische Vegetation mit vielen Nadel- und Laubbäumen. Aber auch diese Bereiche gehen immer mehr in einen Bruchwald über. Daran ist zu erkennen, dass sich das Gebiet wieder in Richtung Hochmoor entwickelt.
Warum werden hier Streuobstbestände gefördert?
Streuobstbau ist eine Form des Obstbaus, bei dem mit umweltverträglichen Bewirtschaftungsmethoden Obst auf hochstämmigen Baumformen erzeugt wird. Die Bäume stehen im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen häufig „verstreut“ in der Landschaft. In ihrer Vielfalt der Anbauformen sind Streuobstbestände prägender Bestandteil der mitteleuropäischen Kulturlandschaften, vergleichbar mit agroforstwirtschaftlichen Anbausystemen Südeuropas wie die iberischen Dehesas, Oliven- oder Mandelhainen. Für die mitteleuropäische Biodiversität spielen Streuobstbestände mit über 5.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sowie über 6.000 Obstsorten eine herausragende Rolle.
Gefährdet waren Streuobstbestände in den 1950er bis 1970er Jahren durch teils öffentlich geförderte Rodungen, die meist die Umwandlung in niederstämmige Monokulturen zum Ziel hatten. Heutzutage sind Streuobstbestände direkt am stärksten durch Bebauung, in Ballungsräumen durch Intensivierung in Gartengrundstücke mit englischem Rasen, Zäunen, Hütten und Nadelbäumen sowie in ländlichen Räumen durch Nutzungsaufgabe und Verbrachung gefährdet.
Was wurde bisher gemacht?
Zu Beginn der Pacht im Jahr 2020 drohten die Obstbäume nach vielen Jahren ohne Pflege von fremdem Baumaufwuchs erdrückt zu werden. Daher wurden die Bäume zunächst zum größten Teil freigestellt und kartiert. Anschließend haben wir mit Unterstützung des Pomologen Vereins die vorhandenen Obstsorten bestimmt.
Bei einem öffentlichen Pflegeeinsatz 2020 wurde ein Tümpel für Amphibien gegraben. Daneben steht seit Sommer 2021 ein großes Insektenhotel. Zudem wurden kleine Teilbereiche der Grasnarbe abgeplaggt und dort regionales Saatgut einheimischer Blühpflanzen aufgebracht. Im Herbst 2021 erfolgte dann die Neupflanzung von 11 Obstbäumen, wobei auf alte und regionale Sorten geachtet wurde. Zur Unterstützung der Artenvielfalt gibt es seit 2024 zwei Käferkeller und einen Steinhaufen.
Viel Einsatz erfordert die Mahd der Wiese. An zwei Terminen (jeweils im Juni und September) werden Teilflächen mit Balkenmähern oder Sensen gemäht. Das gemähte Gras bleibt anschließend einen Woche liegen, bevor es abgeharkt wird. Eine Teilfläche bleibt dabei ungemäht. Mit dieser sogenannten Staffelmahd hoffen wir die Artenvielfalt zu erhöhen.
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Aufbau eines Insektenhotels - Foto: Peter Plum
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Anlegen eines Käferkellers - Foto: Bettina Amedick
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Mahd mit Balkenmäher - Foto: Bettina Amedick
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Mähen mit der Sense - Foto: Bettina Amedick
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Neupflanzung eines Baumes - Foto: NABU Langenhorn/Fuhlsbüttel
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Mahd auf Streuobstwiese - Foto: Bettina Amedick
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Abharken der Mahd - Foto: Bettina Amedick
Pflegemaßnahmen & Arbeitseinsätze
Inzwischen sind im Raakmoor und auf der angrenzenden Streuobstwiese wieder viele lebensraumtypische Arten anzutreffen. Dazu gehören Rehe, Feldhasen, Zwergfledermäuse, verschiedene Spechte und Greifvögel wie der Mäusebussard. Dazwischen tummeln sich Kröten, Frösche, Kreuzottern, zahlreiche Libellenarten, verschiedene Heuschreckenarten und seltene Schmetterlinge.
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Mäusebussard - Foto: Christoph Bosch
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Grünspecht - Foto: NABU/Christoph Kasulke
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Reh - Foto: NABU/Jürgen Reichel
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Grasfrosch - Foto: Norman Schiwora
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Feldhase - Foto: NABU/Krzysztof Wesolowski
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Zwergfledermaus - Foto: Hans Prün
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Großer Fuchs auf Kirschpflaume - Foto: Helge May
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Grünes Heupferd - Foto: Helge May
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Marmorierter Moorfrosch - Foto: Thorsten Schönbrodt
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Erdkröte - Foto: NABU/Hubertus Schwarzentraub
Verschiedene Arten auf der Wiese