Tiere & Pflanzen
Artenvielfalt im NSG Höltigbaum
Das NSG Höltigbaum zeichnet sich durch eine Vielfalt an Lebensräumen aus. Knicks, kleine Wälder, Gewässer und Trockenrasen bieten seltenen Tieren und Pflanzen geeigente Lebensdingungen. Mehr →
Alle drei Naturschutzgebiete bilden eine geologische Einheit mit mehr als 1.000 ha Fläche. Seit jeher schon wird dieser Naturraum durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Wer heute den Höltigbaum besucht, ist vor allem von der offenen Hügellandschaft, den Knicks - das sind Hecken auf kleinen Wällen - und den zahlreichen Tälern mit Bachläufen fasziniert.
Ein Spaziergang durch den Höltigbaum führt uns durch eine leicht hügelige Geländestruktur, die für das Gebiet kennzeichnend ist. Sie ist im Westen am stärksten ausgeprägt. Die Wege verlaufen entlang offener Weideflächen und kleiner Täler, oftmals mit Bachläufen oder nur zeitweise wasserführenden Senken. Von der Hügellandschaft gelangen wir in die Wandse-Niederung, die den Höltigbaum in Ost-West-Richtung durchzieht. Hier gibt es feuchte Wiesen, Erlenbruchwälder, einen Stauteich und den recht naturnahen Gewässerverlauf der Wandse. Im Osten des Höltigbaums, auf schleswig- holsteinischem Gebiet, geht das Gelände in eine relativ gleichförmige Hochebene über. Von hier genießt man einen guten Überblick über das Gelände.
Der überwiegende Teil des Höltigbaums besteht, neben den erwähnten Knicks, aus offenen, z.T. leicht verbuschten Grasfluren als Folge der vormals landwirtschaftlichen und militärischen Nutzung. Während auf den Hügeln überwiegend Grasfluren zu finden sind, zeichnen sich die Täler durch eine hohe Strukturvielfalt aus. Hier wechseln sich feuchte Senken mit kleinen Gehölzen und Trockenhängen ab. Im Bereich der Wandse-Niederung und nördlich davon sind außerdem mehrere kleine Wäldchen vorhanden. Die Erlenbrüche im Wandsetal und die Eichen-Birken-Wälder sind noch relativ naturnah ausgeprägt.
Wenn der Mensch im Höltigbaum nicht landwirtschaftlich oder pflegerisch tätig wäre, stünde im gesamten Gebiet sehr wahrscheinlich ein nahezu geschlossener Eichen- Birken-Wald. Der flächendeckende Wald wird von Experten als die ursprüngliche natürliche Vegetation in Mitteleuropa angesehen, der erst mit Beginn der landwirtschaftlichen Tätigkeiten nach dem Ende der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 sich allmählich verkleinerte. Ein Blick in die Vergangenheit vor ca. 50.000 Jahren aber zeigt, dass es vor der Ausbreitung des modernen Menschen natürlicherweise große Herden von Pflanzenfressern, wie z.B. Elefanten, Auerochsen, Wildpferde u.a., bei uns gab. Zur Zeit streiten sich die Gelehrten, ob derartige Herden das Aufkommen flächendeckender Wälder verhindert und eine Mischung aus offenen beweideten und gehölzbestandenen Landschaften begünstigt haben könnten - ähnlich der Landschaft, wie wir sie heute aus dem Höltigbaum kennen. Wenn das so wäre, hätten sich erst nach dem Verschwinden der pflanzenfressenden Wildtiere ausgedehnte Wälder entwickeln können. Die heutige halboffene Landschaft im Höltigbaum entspräche demnach vielleicht der ursprünglichen natürlichen Landschaft eher als der Wald. Strittig ist aber auch, ob der Mensch als effektiver Großwildjäger für die Ausrottung, den sogenannten "Overkill", dieser großen Pflanzenfresser verantwortlich war. Funde von Stein-, Holz- und Knochengeräten von Rentierjägern sowie von Jagdbeuteresten im Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal durch Alfred Rust könnten für diese Theorie sprechen. Jedoch widersprechen einige Fachleute diesem "Overkill" und gehen von einer Klimaveränderung als Ursache für das Verschwinden der großen Weidetiere aus.
Schon vor weit mehr als 200.000 Jahren beginnt die Geschichte des NSG "Höltigbaum". Damals, zu Zeiten der Saale-Eiszeit, hinterließen die riesigen Gletscher Grundmoränen und Schmelzwassersande am Rande der heutigen Großstadt Hamburg. Jahrtausende später, vor etwa 20.000 Jahren während der Weichsel-Eiszeit, bedeckte wieder eine enorme Gletscherzunge das Gebiet. Beim Vorstoß aus dem hohen Norden waren die Grundmoränen der Saale-Eiszeit zu relativ flach gestreckten Hügelketten, den Drumlins verformt worden. Charakteristisch für eine "Drumlinlandschaft" ist, dass die Längsachsen der Hügel in Richtung der Eisbewegung verlaufen. Dadurch unterscheiden sie sich deutlich von den durch Stauchvorgängen am Eisrand entstandenen Endmoränen. Damals schon wurde also der Grundstein für die Struktur- und Artenvielfalt im heutigen Naturschutzgebiet gelegt. Als es dann wieder wärmer wurde und die immensen Eismassen zu schmelzen begannen, bildeten sich die so genannten Tunneltäler, wie z.B. das Stellmoorer Tunneltal und das Wandsetal, heraus. Das unter der Gletscherzunge abfließende Wasser formte die Tunneltäler, die auch heute noch sehr gut zu erkennen sind. Weitere "Überbleibsel" aus dieser fernen Zeit sind abgelagerte Sande und Kiese in den Schmelzwassertunneln, die Oser. Da es nur allmählich wärmer wurde, tauten die liegen gebliebenen Toteisblöcke nur langsam ab. Es entstanden die Sölle, so genannte Toteisseen, die im Laufe der Zeit verlandeten. Derartige Sölle stellen z.B. die beiden Naturschutzgebiete "Schwarzes Moor" und "Dänenteich" dar.
Geradezu betörend ist ihr Gesang, wenn er hoch über dem Boden aus der Luft erschallt: Die Feldlerche, Vogel des Jahres 1998, ist einer der Charaktervögel im Höltigbaum - kennzeichnend für eine offene und halboffene Landschaft. Auch der Neuntöter und der Steinschmätzer sind typische Vertreter dieser Landschaft und können somit auch auf dem Höltigbaum beobachtet werden. Neben diesen gefährdeten Vogelarten brüten zahlreiche weitere Arten im Naturschutzgebiet. Baumpieper, Dorngrasmücke, Fitis, Gelbspötter und Goldammer (Vogel des Jahres 1999) können wir während eines Spazierganges über den Höltigbaum in oder an den Knicks und Gebüschgruppen zu Gesicht bekommen und ihren Gesängen lauschen. Nur Feldlerche und Steinschmätzer sind ausgesprochene Arten der offenen Landschaften. Dagegen werden die Wälder nördlich der Wandse und auch die durchgewachsenen Knicks bevorzugt von Buntspecht, Gartenbaumläufer, Eichelhäher, Gartenrotschwanz u.a. besiedelt. Gelegentlich finden sich auf abgemähten Flächen Weißstörche ein, und hoch droben am Himmel ist oftmals die Silhouette jagender Greifvögel wie Bussard oder Rotmilan zu sehen. Der Wachtelkönig, berühmt aus dem Moorgürtel bei Neugraben, wurde ebenfalls schon auf einer Fläche im Wandsetal gehört. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass der Höltigbaum neben seiner Funktion als Brutgebiet auch einen wichtigen Trittstein im großräumigen Biotopverbund für Nahrungsgäste und Durchzügler darstellt.
Aber nicht nur die Vögel profitieren von der Strukturvielfalt. Auch für Amphibien und Reptilien, darunter der Moorfrosch, der Kammolch und die Zauneidechse, bietet der Höltigbaum genügend Unterschlupf. Wildkaninchen, Eichhörnchen, Hasen und Rehe lassen sich mit etwas Glück von den Wegen aus beobachten. Seltener sind sicher Hermelin, Steinmarder und Waldspitzmaus zu sehen. Insgesamt 13 wildlebende Säugetierarten sind bisher nachgewiesen worden, davon mit Iltis und Zwergspitzmaus zwei gefährdete Arten.
Bei Untersuchungen wurden 21 Tag- und 189 nachtaktive Falterarten , davon viele gefährdete Arten, beobachtet. Auch andere Insektengruppen, wie Heuschrecken und Laufkäfer, leben in einer großen Artenzahl im Höltigbaum. Damit bieten die Insekten eine gute Nahrungsgrundlage für viele Insekten fressende Vögel und andere Tiere.
Das NSG Höltigbaum zeichnet sich durch eine Vielfalt an Lebensräumen aus. Knicks, kleine Wälder, Gewässer und Trockenrasen bieten seltenen Tieren und Pflanzen geeigente Lebensdingungen. Mehr →
Der Neuntöter liegt in der Größe zwischen Spatz und Lerche, und wie diese gehört er zu den Singvögeln. Insbesondere das Männchen ist mit seinem rotbraunen Rücken und dem grau-weißen Kopf mit schwarzer "Banditenmaske" sehr auffällig. Mehr →
Seit jeher schon wird dieser Naturraum durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Wer heute den Höltigbaum besucht, ist vor allem von der offenen Hügellandschaft, den Knicks und den zahlreichen Tälern mit Bachläufen fasziniert. Mehr →