Fachgruppe Wald
Die NABU-Fachgruppe Wald setzt sich ein für den Schutz der Wälder in Hamburg. Interessierte sind herzlich willkommen! Mehr →
Der Lebensraum Wald ist für Land-Tierarten die mit Abstand bedeutendste Vegetationsform und gehört zu den naturnahesten Elementen unserer vom Menschen so stark geformten Landschaft.
Aufgrund ihrer vertikalen Struktur weisen Wälder ein vielfältiges Angebot an Nahrung, Schutz und Brutmöglichkeiten auf. Fast drei Viertel der in Wäldern lebenden Tierarten sind Insekten. Die meisten der waldbewohnenden Tierarten leben im Kronenraum der Bäume, im Holz und unter der Rinde oder in der Streu- und Humusschicht. In alten Bäumen sowie in totem Holz finden sich besonders viele und besonders seltene Arten: Bis zu 30 Prozent der Waldarten (Pflanzen, Tiere, Pilze und Bakterien) hängen von Alt- und Totholz ab. Etwa 1.500 Pilzarten und 1.340 Käferarten sind auf Totholz angewiesen. Wirbeltiere machen nur etwa 2 Prozent der heimischen Tierwelt aus.
Wälder sind auch Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Viele Tier- und Insektenarten benötigen vor allem alte, höhlenreiche Bäume und Totholz, die in bewirtschafteten Wäldern fehlen. Wirtschaftswälder sind „ausgeräumt“. Der überwiegende Teil der Bäume erreicht seine natürliche Altersgrenze nicht, da sie vorher für die Verwertung gefällt werden.
Wir brauchen gerade auch intakte Wälder, um die drohende Klimakatastrophe zu verhindern. Intakte Wälder wirken über die Vegetation und die organischen Bodenbestandteile als sogenannte Kohlenstoffsenke, d. h. sie binden langfristig CO2.
Durch Verdunstung tragen sie in Hitzeperioden maßgeblich dazu bei, die Temperatur in ihrer Umgebung zu kühlen und damit auch das Stadtklima für uns Menschen erträglich zu halten. Gelingt es uns nicht, unsere Waldökosysteme zu stabilisieren und dadurch die Klimakatastrophe aufzuhalten, drohen die heimischen Wälder sogar zu einer zusätzlichen CO2-Quelle zu werden: durch die Abholzung der Bäume und dabei das Aufreißen der Böden geben sie dann nämlich mehr CO2 frei als sie speichern können.
Waldökosysteme mit hoher Artenvielfalt (Biodiversität) sind gegenüber Wetterextremen und Insektenbefall weniger anfällig. Wirtschaftswälder hingegen mit ihrer geringeren Artenvielfalt sind störanfälliger und weniger widerstandsfähig, gerade bei großer Hitze und Trockenheit.
Wesentliche Maßnahmen für den Waldbodenschutz orientieren sich an dem Ziel, die Böden so wenig wie möglich zu befahren, um sie vor Zerstörung und Verdichtung zu bewahren. Eine bodenschonende Holzrückung ist einer hochmechanisierten Holzernte, die Böden schädlich verdichten kann, vorzuziehen. Hochsensible feuchte Böden sowie Abhänge mit einer hohen Steigung dürfen nicht befahren werden. Ein Rückegassenabstand von mindestens 40 Metern sollte eingehalten werden und eine flächige Befahrung unterbleiben. Außerdem sollten Eingriffe zur Entwässerung des Waldes oder Erschließungen, die den Abfluss und Sedimentaustrag aus dem Wald beschleunigen oder erhöhen, untersagt werden. Wo sie bereits bestehen, sollen sie zurück gebaut werden.
NABU-Mindestanforderungen: Wasser- und Bodenschutz
Hamburg hat 5.362 Hektar Wald, lediglich 9,6 % (513 ha) sollen als sogenannte Bannwälder aus der Nutzung genommen werden. 27 Prozent der Waldflächen liegen in einem Naturschutzgebiet, 29 % befinden sich in Flora-Fauna-Habitat-Gebieten. Hamburgs Wälder sind seit 1998 nach den Standards des Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert.
Der Anteil des Waldes an der Gesamtfläche des Hamburger Landesgebietes beträgt gerade mal 7,1 Prozent. Das ist im Bundesvergleich der zweitniedrigste Waldanteil – nur der Stadtstaat Bremen hat weniger. Die Hansestadt bewirtschaftet auf 4.000 Hektar den größten Teil der Waldfläche. Dazu kommen knapp 1.500 Hektar privater Wald sowie Staatswald und sonstige Waldflächen wie etwa Bäume an Bahnstrecken.
Hamburgs Wälder sind kommunale Erholungswälder (§ 8 Landeswaldgesetz). Sie dienen vorrangig der Erholung der Bevölkerung. Die forstwirtschaftliche Nutzung sollte laut Waldgesetz eine nachgeordnete Funktion haben.
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1 ha Kahlschlagsfläche, 2020, Sandmoorweg, Klövensteen - Foto: Caroline Kouptsidis
Ca. 3.000 m² geschlagen und beräumt zur Anlage eines Wildäsungsackers, 2022, nördlicher Klövensteen - Foto: Caroline Kouptsidis
Vollholzernter (Harvester), eingesetzt im Klövensteen, 2020 - Foto: Caroline Kouptsidis
Holztransporter (Forwarder) beim Abladen der Stämme am Waldrand nach Transport auf der Rückegasse, 2022, nördlicher Klövensteen - Foto: Caroline Kouptsidis
Bodenschäden durch Harvester und Forwarder auf Rückegasse, 2022, Klövensteen Nähe Sandmoorweg - Foto: Caroline Kouptsidis
Wasser kann wegen massiver Verdichtung nicht abfließen, 2022, Rückegasse Sandmoorweg Klövensteen - Foto: Caroline Kouptsidis
Aufforstung mit Heistern, nicht gezäunt, 2020, Nähe Sandmoorweg, Klövensteen - Foto: Caroline Kouptsidis
Aufforstung Kahlschlagsfläche Sandmoorweg mit Setzlingen, eingezäunt, 2020, Klövensteen - Foto: Caroline Kouptsidis
Ein Ökosystem ist ein komplexes Netz von Wechselwirkungen zwischen den abiotischen Umweltfaktoren1 eines bestimmten Biotops (Lebensraum) und der dieses Biotop bevölkernden Biozönose (Lebensgemeinschaft). Hyperlinks?
Beispiele für Ökosystemen sind Wald, Moore, Seen, Fließgewässer, Meere und Städte.
Eigenschaften eines Ökosystems:
Beim Roden der Bäume kommen Harvester zum Einsatz – mit gravierenden Folgen für das Biotop. Harvester sind schwere Holzerntemaschinen. Dadurch werden die für das Bodenleben so wichtigen Kleinstlebewesen und Pilzverbindungen vernichtet. Das Wasser kann wegen der hohen Verdichtung nicht mehr versickern.
Aus einem beschatteten kühlen Waldboden wird eine Fläche, die permanent der prallen Sonne ausgesetzt ist. Wir plädieren deshalb dafür, zum schonenden Abtransport des Holzes Rückepferde einzusetzen.
Die meisten Landpflanzen und alle Bäume decken ihren Nährstoffbedarf nur zum Teil dadurch, dass sie bestimmte Nährstoffe über ihre Feinwurzeln aus dem Bodenwasser entnehmen. Vielmehr gehen Bäume mit ihren Wurzeln eine symbiotische (kooperative) Partnerschaft, mit den Pilzwurzeln (Mykorrhiza genannt) von bestimmten Pilzen ein.
Diese Pilze, die als Nährstoffsammelfallen fungieren, können Nährstoffe besser aufnehmen und pflanzengerechter aufbereiten als die Pflanzen selber. Die Nährstoffe werden dann zusammen mit Abwehrstoffen über ihre unterirdischen Hyphen (das Mycel) an den Symbiose-Partner (z.B. den Baum) weitergegeben. Die Pilze erhalten im Gegenzug Kohlenhydrate (Zuckerverbindungen) vom Symbiosepartner.
1 Abiotische Umweltfaktoren sind Mineralstoffe / Nährsalze, Wasser, Licht, Temperatur, Wind, Bodenbeschaffenheit, Kohlendioxid, Sauerstoff, etc.
2 Biotische Umweltfaktoren in einer Biozönose sind alle Einwirkungen, die von anderen Lebewesen in dieser Biozönose ausgehen. Diese können innerhalb einer Art oder zwischen verschiedenen Arten stattfinden. (Z.B. Konkurrenzkämpfe, und vielfältige Nahrungsbeziehungen)
Wälder sind nach der Landwirtschaft die flächenmäßig bedeutendste Landnutzungsform, mit einem Anteil von 31 % und 11 Millionen Hektar. Ca. 97 % der Waldfläche wird als Wirtschaftswald genutzt, d.h. er wird forstlich bewirtschaftet und an den Bedarfen der Holz- und Sägewerksindustrie ausgerichtet.
Totholz ist von immenser Bedeutung für die Nährstoff- und Wasserverfügbarkeit und für den Artenschutz. Zahlreiche hochspezialisierte, und in unseren Wäldern nur noch sehr seltene Arten sind von totem oder sich in einer Zerfallsphase befindlichem Holz abhängig. Bis zu 30 % der Waldarten (Pflanzen, Tiere, Pilze und Bakterien) hängen von Alt- und Totholz ab. Etwa 1.500 Pilzarten und 1.340 Käferarten sind auf Totholz angewiesen.
Die NABU-Fachgruppe Wald setzt sich ein für den Schutz der Wälder in Hamburg. Interessierte sind herzlich willkommen! Mehr →