Wölfe auf dem Vormarsch
Norddeutschland wird Wolfsrevier - und Sie können dabei helfen!
Erfreuliche Nachrichten für alle Wolfsfreunde in Norddeutschland: Auch in Hamburg und Schleswig-Holstein gab es mittlerweile Spuren und Sichtungen von Canis lupus, so der wissenschaftliche Name des Wolfes. Das erste Foto eines Wolfes in der Hansestadt sorgte im März 2013 für eine kleine Sensation. Leider machen jedoch auch immer wieder Meldungen von überfahrenen oder illegal erschossenen Tieren die Runde. Obwohl Wölfe nach EU-Recht streng geschützt sind, gibt es weiterhin Vorbehalte und Sorgen, die meist aus Unwissenheit über die Lebensweise des Wolfes resultieren.
Nachdem sie in Deutschland lange Zeit ausgerottet waren, wurden im Jahr 2000 die ersten Wolfswelpen in Freiheit geboren. Seitdem erobern sich die Wölfe ihren alten Lebensraum zurück. Wo leben sie in Deutschland, wie kam es zu der Rückkehr und woher kommen sie? Mehr →
Der Speiseplan
Das mag der Wolf wirklich
Mehr als 150 Jahre war der Wolf in Deutschland ausgerottet. Seit 2000 kehrt der Canis lupus nach Deutschland zurück, 20 Rudel leben inzwischen im Bundesgebiet, eins davon bei Munster südlich von Hamburg. Doch mit seiner erfolgreichen Rückkehr werden auch alte Legenden zum „Mythos Wolf“ wach. Vor allem zu seinem Fressverhalten halten sich hartnäckig Märchen. „Der Ernährungsplan des Wolfes ist gut untersucht. Klar ist: Der Mensch gehört definitiv nicht zu seiner Beute. In den mehr als zwölf Jahren, in denen sich Menschen und Wölfe hierzulande die Wälder teilen, hat sich kein Wolf einem Menschen aggressiv genähert“, so NABU-Wolfsexperte Markus Bathen.
Seit zehn Jahren analysiert das Senckenberg-Forschungsinstitut in Görlitz Kotproben von Wölfen aus der sächsisch-brandenburgischen Lausitz. Mehr als 2.000 Proben untersuchten die Zoologen auf unverdaute Hinterlassenschaften wie Haare, Knochen, Hufe oder Zähne der Beutetiere. So konnten die Forscher ein genaues Bild von der Ernährung der Wölfe zeichnen. Demnach stellen wilde Huftiere mehr als 96 Prozent der Beutetiere. Dabei dominieren Rehe (52,2 Prozent), gefolgt von Rothirsch (24,7 Prozent) und Wildschweinen (16,3 Prozent). Einen geringen Anteil machen Hasen mit knapp drei Prozent aus.
Nutztiere, wie Schafe, sind keine bevorzugten Beutetiere des Wolfs. Ihr Anteil macht insgesamt weniger als ein Prozent aus. „Solange Schafe gut geschützt sind, meiden Wölfe die Gefahr, mit Elektrozäunen oder Herdenschutzhunden in Kontakt zu kommen“, so Bathen. Schon Zäune mit 90 Zentimetern Höhe bringen den gewünschten Erfolg – denn Wölfe versuchen Hindernisse zunächst zu untergraben. Daher sei es unerlässlich, auch für die neu besiedelten Wolfsgebiete Niedersachsen und Schleswig-Holstein einen konsequenten Herdenschutz aufzubauen, etwa nach sächsischem Vorbild.
Was aber wird sich für Waldbesucher und Hundebesitzer ändern, wenn Wölfe in den Wäldern wohnen? „Wölfe sind äußerst zurückhaltend. Sie nehmen einen Menschen meist schon früh durch ihre feinen Sinne wahr und gehen ihm aus dem Weg. Junge Wölfe sind allerdings etwas unbedarfter – es ist gut möglich, dass sie länger brauchen, um eine Situation richtig einzuschätzen und sich zurückzuziehen“, so Bathen.
Für eine Begegnung mit einem Wolf empfiehlt der Wolfsexperte: „Begegnet man einem Wolf, sollte man keinesfalls weglaufen, sondern stehen bleiben und beobachten. Wer sich unwohl fühlt, kann einen Wolf leicht vertreiben, indem er ihn laut anspricht, in die Hände klatscht oder mit den Armen winkt. Und vor allem sollte man nicht versuchen, ihn anzufassen oder zu füttern.“ Hunde sollten in bekannten Wolfsgebieten möglichst nah am Mensch bleiben. Frei laufende Hunde können von Wölfen als Reviereindringling angesehen und vertrieben werden. Ist der Hund jedoch nah beim Menschen, überträgt sich der von ihm ausgehende Schutz automatisch auf den Hund.
Zwölf Jahre nach seiner Rückkehr nach Deutschland hat der Wolf nun auch in die nördlichen Bundesländer zurückgefunden. Nahe dem niedersächsischen Munster südlich von Hamburg siedelte sich Ende Juli 2012 das 15. deutsche Rudel an, in Schleswig-Holstein wurde zur gleichen Zeit ein Wolfsrüde im Kreis Segeberg gesichtet.
Nach Einschätzung des NABU werden Wölfe langfristig in allen Flächenbundesländern vorkommen. Wolfsmeldungen aus dem Hamburger Stadtgebiet sind beim NABU Hamburg in den letzten Jahren zwar immer mal wieder eingegangen, konnten bisher aber von Experten nicht bestätigt werden. „Wer im Hamburger Stadtgebiet einen Wolf beobachtet, kann sich glücklich schätzen, da sie doch sehr scheu sind“, sagt Krzysztof Wesolowski, Biologe beim NABU Hamburg. „Es lohnt sich aber, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen.“ Der NABU bittet darum, kritisch überprüfte Beobachtungen von Wölfen oder Wolfsspuren aus der Hansestadt und dem näheren Umland an wolf@NABU-Hamburg.de zu melden.
Der NABU begleitet die Rückkehr freilebender Wölfe nach Deutschland seit acht Jahren mit Informationen und Forschung im Rahmen des Projektes „Willkommen Wolf“.
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