Zollenspieker
Das Naturschutzgebiet hat eine Größe von 77,7 Hektar und besteht aus drei voneinander getrennten Gebietsteilen. Der größte Teil (rund 64 Hektar) liegt im Vordeich und umfasst das Elbvorland vom Zollenspieker Hafen bis zum NSG Kiebitzbrack, von dem es durch den Elbdeich getrennt ist. Die beiden anderen, wesentlich kleineren Teilflächen (zusammen rund 13 Hektar) befinden sich Binnendeichs. Sie beinhalten das Riepenburger Brack und das Carlsbrack mit umgebenden Gehölzen und Röhrichten. Diese schmale Gebietsteile erstrecken sich nach Norden bis an den Marschbahndamm. Sie sind von landwirtschaftlichen Nutzflächen umgeben, teilweise grenzt Wohnbebauung an. Hier findet man einen ganz andersartigen Lebensraum, der von der Überflutungsdynamik der Elbe abgekoppelt und nur grundwasserbeeinflusst ist.
Das Gebietsteil um das Carlsbrack weist ein ausgedehntes Schilfröhricht und einen knapp sechs Hektar großen Waldbestand auf. Das Riepenburger Brack ist von Gehölzen umgeben. Der sich aus dem Brack nach Norden zum Kraueler Sammelgraben ziehende Graben erweitert sich stellenweise zu kleinen Weihern und wird von flächigem, verbuschendem Schilfröhricht begleitet.
Unterwasservegetation ist in den Bracks kaum entwickelt. Die Wasseroberfläche beider Bracks wird zu einem großen Teil von Gelber Teichrose und Weißer Seerose eingenommen. Im Carlsbrack treten zusätzlich Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) und die in Hamburg stark gefährdete Krebsschere (Stratiodes aloides) auf, im Riepenburger Brack nur Froschbiss.
Der südlichste Abschnitt des Waldes beim Carlsbrack ist als Relikt eines Hartholzauwaldes ausgebildet. Der Boden ist durch Beetgräben reliefiert, die bei Elb-Hochwasser wasserführend sind. Durch Qualmwasser kann der gesamte Bestand überflutet werden. Der Baumbestand wird von Stieleichen (Quercus robur) dominiert. Nach Norden schließt sich beiderseits des Kirchwerder Mühlendamms ein ebenfalls von Beetgräben durchzogener, stellenweise sehr nasser Erlenbruchwald an.
Das Vordeichland liegt im Einflussbereich der Tide, der sich flussaufwärts bis zur Staustufe Geesthacht bei Stromkilometer 586 erstreckt. Im Westen erreicht das Vorland Breiten von bis zu 400 Meter. Nach Osten hin rückt der Deich dicht an die Elbe heran und der Vordeichbereich ist bei Ost-Krauel im Minimum 35 m schmal. Im breiteren westlichen Teil ist eine naturnahe Zonierung der Lebensräume mit Süßwasserwatten, Tideröhricht und Tide-Auwald ausgebildet, an die großflächigen Stromtalwiesen angrenzen. Nach Osten hin sind vor allem Stromtalwiesen und elbtypische Hochstaudenfluren ausgebildet. Am östlichen Ende des großflächigen Süßwasserwatts wurde unter Einbeziehung vorhandener Strukturen 2003 als Naturschutzmaßnahme ein Priel („Priel 2“) angelegt und im Wattbereich die Stacks durchtrennt.
Vom Zollenspieker Hafen ausgehend verläuft nach Osten ein Priel („Priel 1“), der 1996 im Rahmen einer Naturschutzmaßnahme nach Osten verlängert und an die Wattflächen angeschlossen wurde. Die Verlängerung ist inzwischen vollständig zugewachsen.
Im Vorland gegenüber dem Riepenburger Brack liegt die so genannte Pionierinsel. Der Name rührt von ihrer früheren Nutzung zu Übungen durch die Bundeswehr (Pioniere) her. Nachdem Reste von Bauschutt abgefahren waren, entwickelte sich eine Ruderalvegetation auf frischem Standort. 2003 wurde bei der Anlage von Priel 2 der rein sandige Aushub auf der Pionierinsel ausgebracht. Daraufhin entwickelte sich auf der Pionierinsel eine Ruderalflur trockener Standorte mit lokalen Ansätzen zu Magerrasen-Vegetation.
Schutzstatus
Das NSG Zollenspieker liegt im Verwaltungsbereich des Bezirksamtes Bergedorf. Es gehört zu den Gemarkungen Neuengamme, Kirchwerder und Ost-Krauel. Östlich von Priel 2 ist etwa die Hälfte der Fläche in Privatbesitz, die andere Hälfte ist im Besitz der Freien und Hansestadt Hamburg. Im westlichen Teil des Vorlands befindet sich nur ein geringer Teil in Privatbesitz. Es handelt sich um eine Fläche ganz im Westen südlich und nördlich von Priel 1 und das Grünland nördlich von Priel 2.
Die westliche Privat-Fläche beinhaltet vor allem Tideröhricht. Die binnendeichs gelegenen Flächen befinden sich vollständig im Besitz der FHH. Für die Grünlandflächen im Vordeichbereich wurden zwischen der BSU und den Nutzern Verträge im Rahmen des Vertragsnaturschutzes abgeschlossen. Insbesondere darf kein Pflegeumbruch mit Neuansaat erfolgen und die betreffenden Flächen nur extensiv beweidet oder gemäht werden. Der Vertrag für die Flurstücknummern 829, 977 und 939 südlich des Ost-Kraueler Bogens beinhaltet explizit die Duldung von Aufwertungsmaßnahmen wie die Beseitigung von Uferbefestigungen und die Neuanlage eines Priels.
Am 1.1.1989 schloss der Naturschutzbund Deutschland (NABU) Landesverband Hamburg, damals noch Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV), und das Naturschutzamt Hamburg einen Pflege- und Betreuungsvertrag für das NSG, der sich jährlich verlängert. Dieser beinhaltet Überwachungs- und Informationsaufgaben, die Beobachtung des Tier- und Pflanzenbestandes, die Beobachtung von Beeinträchtigungen sowie die Durchführung von Pflegemaßnahmen, die mit der gemäß AOZNL zuständigen Behörde abgestimmt werden.
Sowohl für die Bracks als auch für das Elbufer bestehen Angelpachtverträge. Der Vertrag für das Elbufer wurde inzwischen durch die Liegenschaft in den Westen des NSG hinein erweitert. Das NSG Zollenspieker liegt im Bereich der zwei Jagdbezirke Kirchwerder I und Kirchwerder VII. Im NSG ist die Jagd gemäß NSG-VO § 3 Abs. 1 Nr. 3 in Verbindung mit § 3 Abs. 2 Nr. 5 nur auf Wildkaninchen und Rehwild (und ohne die Errichtung von Jagdeinrichtungen) zulässig.
Gewässer und ihre Entstehungsgeschichte
Das Urstromtal der Elbe entstand während der letzten Eiszeit und war charakterisiert durch ein Mosaik von Elbarmen, Inseln, Sümpfen und Auwäldern. Dove- und Gose-Elbe sind Reste dieser Urlandschaft des Stromspaltungsgebietes. Im 11. Jahrhundert wurde in den Vier- und Marschlanden mit Eindeichungen begonnen. Zu jener Zeit bildeten Gose Elbe und Dove Elbe den Hauptstrom der Elbe.
Die heutige potenzielle natürliche Vegetation der Elbmarsch in den Vierlanden würde auf Niedermoorflächen im Bereich der abgesackten alten Marsch außerhalb des Tidebereiches Erlenbruchwälder aufweisen. Auf den elbnah vorhandenen fluvialen Auenlehmdecken würden artenreiche Auenwälder in ihrer tidebeeinflussten Ausprägung stocken. Im Bereich der Flusswatten würden ausgedehnte Röhrichte stehen, die zur Niedrigwasserlinie hin in Pioniervegetation der Schlammfluren und vegetationslose Schlick- und Sandflächen übergehen. Der Gezeitenbereich wäre geprägt von dynamischen Sedimentumlagerungen.
Die Grenze der Ausdehnung des Tidehochwassers bei Hochwassersituationen würde weit landeinwärts liegen. Der Einfluss von Überschwemmungen auf Vegetation und Boden wäre somit erheblich ausgedehnter als derzeit. In dieses Bild würde sich auch das NSG Zollenspieker mit den Charakteristiken einer elbnahen Lage einpassen. Insbesondere die binnen Deichs gelegenen Flächen würden mit Wattflächen, Röhrichten und Tidesüßwasserauwäldern ein deutlich anderes Erscheinungsbild haben. Das potenzielle Leitbild wird an dieser Stelle jedoch nicht vertieft, da ihm die im Folgenden beschriebenen Zwangspunkte entgegenstehen, die dieses Leitbild stark modifizieren.
Böden
Im Vordeichbereich liegen Auesande und perimarine Ablagerungen (Klei) als obere Bodenschichten vor. Die Ufer im westlichen Schlickbereich unterliegen ständigen Umlagerungen durch die formende Kraft der Elbe. Die bei Niedrigwasser trockenfallenden Flächen sind im Bereich strömungsberuhigter Buchten sowie in den tiefstgelegenen, am längsten wasserführenden Rinnen von andauernden Schlickauflagerungen gekennzeichnet.
Im Bereich der höher gelegenen und rasch trockenfallenden Flächen ist die Wasserströmung stets höher. Hier lagern sich daher nur die grobkörnigeren Sande ab. Diese Sandbänke unterliegen einer ständigen Flächenveränderung, die seit der Unterbrechung der Stacks im Jahr 2003 noch dynamischer verläuft. Die drei größten Inseln und die Insel am Hafen weisen als oberste natürliche Schicht durchgängig Sand auf. Bei den dazwischen gelegenen Inseln und dem Festland sind darin Lagen aus Klei und Torf eingeschichtet. Nach Osten hin schließt sich im schmalen Vorlandbereich als oberste Bodenschicht Klei an.
Die Bodengesellschaft im Vorlandbereich wird beschrieben als sandiger bis schluffiger Auengley über Sand, vergesellschaftet mit Nassgley, in den stellenweise Kleibänder und organogene Schichten eingelagert sind.
Die Geländehöhen betragen im Bereich der Wattflächen 1 bis 1,5 m üNN, im Uferbereich (Pioniervegetation, Röhrichte) 1,5 bis 2,5 m üNN und die Bereiche oberhalb des Mittleren Hochwassers (Hochstaudenflur, Auwald, Grünland) 2,5 bis 3,5 m üNN. Auf der Pionierinsel wurde im Rahmen der Maßnahmen im Jahr 2003 bis rund zwei Meter hoch Sand aufgelagert, der als Aushub beim Bau von Priel 2 gewonnen wurde.
Die Bereiche Carlsbrack und Riepenburger Brack befinden sich im Bereich von Kleiablagerungen über Niederungssand. Am Marschbahndamm nördlich des Carlsbracks sind darüber wiederum Auesande gelagert. Die Bodengesellschaft wird als geringmächtige tonigschluffige Flussmarsch über Sand beschrieben. Nördlich des Carlsbracks zieht von Westen her eine weitere Bodengesellschft in das NSG herein: Sandiger bis schluffiger Auenboden über Sand, vergesellschaftet mit tonig-schluffiger typischer Flussmarsch, stellenweise anthropogen stark verändert.
Im Bereich der Wälder am Kirchwerder Mühlendamm fand eine Entnahme von Klei bis auf den Sand-Untergrund statt, so dass der Aufstieg von Grundwasser /Qualmwasser ermöglicht wurde.
Lebensräume
Gemeldet wurden für das NSG Zollenspieker laut Standarddatenbogen (letzte Aktualisierung Mai 2010) diese zusammengestellten Lebensraumtypen:
Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamion oder des Hydrocharition.
Hierunter werden natürliche nährstoffreiche Seen einschließlich ihrer Ufervegetation mit Schwimm- und Wasserpflanzenvegetation verstanden, die insbesondere Laichkräuter (Potamogeton sp.) und Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) aufweisen sollten. Im NSG Zollenspieker findet man diesen Lebensraumtyp im Bereich des Carlsbracks und des Riepenburger Bracks.
Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p.
Der Lebensraumtyp umfasst langsam fließende Tieflandgewässer mit geringem Gefälle und – zumindest in manchen Jahren – großen Wasserstandsschwankungen. Kennzeichnend ist das Auftreten von einjährigen Fluren aus stickstoffliebenden Pflanzen, die sich auf trockenfallenden, schlammigen Ufern entwickeln. Eine intensive und naturnahe Dynamik ist erforderlich, damit vegetationsfreie Bereiche im Ufersaum entstehen können. Die Ausbildung des Lebensraumtyps ist an das Vorhandensein von flachen, unverbauten Ufern an größeren Flüssen und Strömen gebunden. In Hamburg entspricht die tidebeeinflusste Elbe mit ihren Ufern oberhalb des Hamburger Hafens diesem Lebensraumtyp.
Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
Natürliche primäre Hochstaudenfluren sind im norddeutschen Flachland sehr selten. Sie konzentrieren sich auf Bereiche, die aufgrund der Standortdynamik nicht von konkurrenzkräftigeren Formationen wie Wäldern oder Röhrichten dauerhaft besiedelt werden. Dieses trifft für die Uferzonen großer Gewässer zu, an denen Hochwasser, Sturmfluten oder Eisgang für eine temporäre Zurückdrängung der dominanten Pflanzengesellschaften führen.
Besonders hervorzuheben ist der primäre Charakter des Lebensraumes, der seine Entstehung natürlichen Prozessen verdankt und keinerlei Pflege benötigt. Die Erhaltung von artenreichen Uferstaudensäumen ist mit der Entwicklung von fließgewässerbegleitenden Gehölzsäumen nicht kompatibel. Dort, wo Bestände in einem guten, bzw. hervorragenden Erhaltungszustand vorkommen, stellen Gehölzanpflanzungen eine Beeinträchtigung dar. Im NSG Zollenspieker sind diese Hochstaudenfluren vor allem dort ausgebildet, wo der Schutz durch das Buhnenfeld mit seinen flach auslaufenden Watten fehlt und sich daher Röhricht und Gehölze aufgrund der Gewässerdynamik schlechter halten können. Landseitig werden die Staudenfluren begrenzt durch die Bodenfeuchte, die ab einer gewissen Geländehöhe die Bewirtschaftung durch Mähen zulässt.
Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
Im NSG Zollenspieker handelt es sich um den Subtyp [91E0-2*] Weichholzauenwald. In diesen Beständen wird die Baumschicht von Weiden-Arten, insbesondere von Silberweiden (Salix alba) dominiert. Vereinzelt können Eschen (Fraxinus excelsior), Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa) und ursprünglich auch Schwarz-Pappeln (Populus nigra) vertreten sein. In der Krautschicht kommen zahlreiche lichtbedürftige Arten der Röhrichte und der Uferhochstaudenfluren vor. Dichte, meterhohe Bestände von Nitrophyten (z. B. Brennnessel [Urtica dioica]) sind für den Lebensraumtyp charakteristisch.
Die Auwälder im NSG Zollenspieker sind kleinflächig, der größte zusammenhängende Bestand liegt im Westen des NSG.
Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris)
In Zollenspieker ist dieser Lebensraumtyp derzeit nur rudimentär ausgebildet. Ein kleiner Eichenwald östlich des Carlsbracks unterliegt dem Qualmwassereinfluss der Elbe und kann als Hartholzauwaldrest angesprochen werden.
Die im NSG Zollenspieker anzutreffenden Arten
Vögel
Insgesamt sind für das NSG Zollenspieker seit 1960 86 Vogelarten dokumentiert, die hier entweder brüten, gebrütet haben oder als Nahrungsgast bzw. Durchzügler/Rastvogel angetroffen wurden. Als Brutvögel oder Arten mit Brutverdacht sind 62 Arten dokumentiert, davon 55 nach 1998. Von den nach 1998 nachgewiesenen Brutvogelarten werden 18 wegen ihrer Bestandsgefährdung in der Roten Liste für Brutvögel in Hamburg (MITSCHKE 2006) geführt (ohne die Arten der Kategorie P = Parkvögel mit Bruten frei fliegender Individuen) und zehn Arten in der Roten Liste für Deutschland SÜDBECK et al. (2007).
Nach der Roten Liste für Hamburg sind zwei Arten stark gefährdet (Weißstorch und Wachtelkönig). Fünf Brutvogelarten sind gefährdet (Pirol, Gelbspötter, Kleinspecht, Waldlaubsänger und Rohrweihe) und zehn Arten auf der Vorwarnliste. Von den inzwischen nicht mehr im NSG Zollenspieker brütenden Vogelarten stehen sechs auf der Roten Liste Hamburgs: Zwergdommel, Kiebitz, Blaukehlchen, Waldohreule, Trauerschnäpper und Schilfrohrsänger.
Von großer Bedeutung für die Nahrungssuche während der Zugzeit sind die Süßwasserwatten und Stromtalwiesen. Für Zugvögel wie etwa Gänse und Limikolen ist das Grünland besonders attraktiv, wenn es teilweise überschwemmt ist. Die Vogelarten aus den ausgewerteten Quellen stellen nur die häufiger anwesenden Zugvogelarten dar. Mit Seltenheiten ist im Bereich der Watten
immer wieder zu rechnen. Die Bedeutung des Gebietes zur Nahrungssuche, insbesondere für Wasservögel und Limikolen, kann jedoch bereits aus dem vorliegenden Material abgelesen werden.
Das Auftreten von Rohrdommel und Wendehals als Nahrungsgäste im Gebietsteil um das Riepenburger Brack hing mit ihren nahegelegenen Brutvorkommen im Kiebitzbrack (Rohrdommel, bis 2004) und Lütjenburg (Wendehals, bis in die 1980er Jahre) zusammen. Beide Arten wurden im Rahmen der Biotopkartierung Hamburg 1981 (KURZ 1981) als Beobachtung am Riepenburger Brack erwähnt. Von allen Arten, inklusive der Nahrungsgäste, Durchzügler und rastenden Arten sind 35 Arten in den Roten Listen vertreten (ohne Parkvögel).
Fische
Bei den oben genannten Untersuchungen aus den Jahren 1998 bis 2005 wurden im NSG Zollenspieker 21 Fischarten nachgewiesen. Zusätzlich existieren noch Nachweise für vier weitere Arten (Schnäpel, Finte, Meer- und Flussneunauge), so dass für das Gebiet 25 Fischarten bekannt sind.
Am stetigsten war in den Untersuchungen das Rotauge vertreten. Es fehlte nur im neuen Abschnitt von Priel 1. Auch der Aal war fast überall anzutreffen. Er wurde nur in den Gräben nördlich der Bracks nicht gefunden. Weitere Arten, die sowohl in den binnendeichs gelegenen Gewässern als auch außendeichs festgestellt wurden sind Brassen, Flussbarsch und Güster. Nur außendeichs wurden Aland, Döbel, Flunder, Graskarpfen, Gründling, Rapfen, Dreistachliger Stichling, Ukelei und Zander angetroffen. Fischarten die ausschließlich binnendeichs in den Bracks und den angrenzenden Gräben auftraten sind Hecht, Karpfen, Moderlieschen, Rotfeder, Schlammpeitzger und Steinbeißer. Steinbeißer und Schlammpeitzger, kamen in den nördlich der Bracks gelegenen Grabensystemen vor.
Für die Elbe bei Zollenspieker Elbstrom ist das Vorkommen von Schnäpel, Finte und Meerund Flussneunauge bekannt. Es handelt sich um wandernde Tiere (Neunaugen, Schnäpel) oder verdriftete Jungtiere (Finte). Zum Schnäpel und auch zu den anderen Arten werden derzeit genauere Untersuchungen erarbeitet (Chr. Michalczyk, A. Schubert mdl.). Für den Schnäpel steht der Nachweis für eine erfolgreiche Fortpflanzung derzeit noch aus.
Die Finte ist ein anadromer Fisch, der im Unterelbe-Bereich bis zur Höhe des Mühlenberger Lochs laicht und dann wieder in die Nordsee abwandert, also nicht bis Zollenspieker aufsteigt (THIEL 2008). Historische Laichaufstiege reichten allerdings bis Kirchwerder. Einzelne Jungfische, die sich möglicherweise aus verdrifteten Larven entwickelt haben, sind für den Bereich der Hamburger Oberen Tide-Elbe nachgewiesen. Ein sporadisches Vorkommen ist daher auch für das NSG Zollenspieker wahrscheinlich, aber nicht durch Nachweise belegt.
Das Fluss- und Meerneunauge kommt mit großer Wahrscheinlichkeit im Bereich der Elbe bei Zollenspieker als wandernde Art vor. Aktuelle Nachweise liegen jedoch nicht vor.
Libellen
Bisher wurden im Gebiet 24 Arten nachgewiesen, wovon eine Art in Hamburg vom Aussterben bedroht ist, die (Keilfleck-Mosaikjungfer), und zwei gefährdet sind, die (Fledermaus-Azurjungfer und die Gemeine Heidelibelle). Der wasserseitige Rand, der um die Brack-Kette herum ausgedehnten Schilfröhrichte, ist der Lebensraum von Keilfleck-Mosaikjungfer und Früher Schilfjäger. Die Keilfleck-Mosaikjungfer nutzt auch vornehmlich die mit Seggen bestandenen Uferbereiche des Kiebitzbracks.
Heuschrecken
Das Vorkommen im Schutzgebiet umfasst bisher elf Arten, von denen zwei in Hamburg gefährdet sind: (Große Goldschrecke und Sumpfschrecke). Im Westteil des Schutzgebietes zeichnet sich der Bereich zwischen Kiebitzbrack und Ost-Kraueler-Graben mit Seggenufersaum, Feuchtwiese, Brombeergebüsch, gehölz- und röhrichtgesäumtem Graben sowie Glatthaferwiese als besonders arten- und individuenreich besiedelt aus.
Tagfalter
Der in Hamburg stark gefährdete Braunfleckige Perlmutterfalter bevorzugt Feuchtwiesen in geschützter Lage. Er kann sich dort fortpflanzen, wo die Nahrungspflanzen der Raupe, das Hunds- und das Sumpf-Veilchen wachsen. Auch der Spiegelfleck-Dickkopffalter bevorzugt durch Gehölze geschützte Feuchtwiesen, wie sie im Schutzgebiet im Westen und Süden anzutreffen sind. Auf trockenen mageren Flächen und Säumen ist das Kleine Wiesenvögelchen und der Schwarzkolbige Braun-Dickkopffalter beheimatet. Derartige Bereiche bietet der trockene, ehemalige Deichrücken.
Schnecken und Muscheln
In den Gewässern leben zwei Arten, die nach der Roten Liste Hamburgs vom Aussterben bedroht sind: Die in seggenreichen Ufersäumen lebende Bauchige Windelschnecke und die in sauerstoffreichen organischen Gewässersedimenten lebende Zierliche Tellerschnecke.