Wedeler Marsch
Ursprünglich war die Wedeler Marsch eine stark vom Wasser geprägte Landschaft mit ausgedehnten, extensiv genutzten Grünlandflächen, die schon bei geringfügig erhöhten Wasserständen der Elbe großflächig flach überschwemmt wurden. Zudem wurde ihr Wasserhaushalt über ein weitverzweigtes System von Elbnebenarmen, Prielen und Gräben vom täglichen Gezeitenrhytmus beeinflusst - ein Dorado für Pflanzen und Tiere feuchter und nasser Wiesen.
In den Jahren 1976-1978 wurde der neue Landesschutzdeich gebaut, der unmittelbar an der mittleren Tidehochwasserlinie der Elbe verläuft. Dieser Deich verhindert seitdem jegliche Überflutung der nun binnendeichs gelegenen Marschwiesen. Da zudem die Mündungen der Elbnebenflüsse und -arme seit dem Deichbau durch Sperrwerke gesichert sind, wirkt sich auch der Tideneinfluss nur noch sehr gedämpft auf das Gebiet aus. Der Grundwasserspiegel sank dramatisch, und viele Gräben trockneten aus oder ihr Wasserstand wird künstlich niedrig gehalten.
Die Möglichkeit der Regulierung des Wasserstandes war eine Grundvoraussetzung für die nach dem Deichbau einsetzende und bis heute anhaltende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung.
Eine im Zuge der Deichbaumaßnahmen entstandene wassergefüllte Kleientnahmestelle im Binnendeichbereich wurde unter dem Gesichtspunkt des Wasservogelschutzes gestaltet; diese sowie ein Teil der angrenzenden Wiesenflächen (insgesamt knapp 18ha) wurden 1980/81 vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Hamburg e.V., gepachtet und werden seitdem entsprechend betreut. Bereits seit 1984 betreibt der NABU hier eine ständig besetzte naturkundliche Beobachtungs-, Informations- und Forschungsstation, das "Hermann-Kroll-Haus". Von hier aus werden regelmäßige Bestandserfassungen insbesondere der Vögel als empfindliche Bioindikatoren durchgeführt mit dem Ziel, die Auswirkungen des Deichbaus auf die Lebensgemeinschaften des Feuchtgrünlandes wissenschaftlich zu dokumentieren.
Bedingt durch die Lage der Wedeler Marsch an der Elbe als einer wichtigen Zugleitlinie mit dem insbesondere für Enten, Watvögel und Möwen als Nahrungs- und Rastgebiet sehr attraktiven vorgelagerten Elbwatt wurden hier allein in den letzten Jahren (seit 1987) nicht weniger als 205 Vogelarten nachgewiesen ! Davon werden 71 in der "Roten Liste der in Deutschland gefährdeten Brutvogelarten" geführt. Allerdings treten einige dieser Arten in der Wedeler Marsch lediglich als Durchzügler auf.
Besondere Bedeutung hat(te) die Wedeler Marsch vor allem für wiesenbrütende Vogelarten, wie z.B. Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel, Bekassine; Knäk-, Reiher- und Löffelente, Feldlerche, Wiesenpieper und Schafstelze.
Die Niederelbe ist eine wichtige Zugleitlinie für den Vogelzug aus Skandinavien und Nordrussland. Die hier durchziehenden Vogelmassen sind auf ihren energiezehrenden Langstreckenflügen auf intakte Nahrungs- und Rastgebiete angewiesen. Da entsprechende Gebiete gerade im Niederelberaum durch Eindeichung und Industrialisierung immer seltener geworden sind, kommt der Wedeler Marsch mit dem vorgelagerten Fährmannssander Elbwatt eine ganz besondere Bedeutung für die Erhaltung nordeurasischer Vogelpopulationen zu. Da insbesondere Gänse und Schwäne in ihrer nordischen Brutheimat eine Schlüsselposition in den dortigen Ökosystemen innehaben, können sich Beeinträchtigungen in den Rast- und Überwinterungsgebieten, wie es die Wedeler Marsch für diese Arten nun einmal darstellt, indirekt auch negativ in den nordischen Brutgebieten auswirken.
Übrigens: Nur ein Stückchen Spaziergang weiter liegt das Naturschutzgebiet Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland - auch hier lohnt der Besuch.
Weitere Infos
Die NABU Vogelstation Wedeler Marsch bietet hervorragende Beobachtungsmöglichkeiten auf die heimische Vogelwelt. Hier erhalten Sie beste Einblicke auf seltene Vögel, ohne diese zu stören. Mehr →