Die Knicks (Wallhecken)
Die Knicks (Wallhecken)
Die Bedeutung von Knicks
Die auf einem erhöhten Wall stehenden Knicks oder Wallhecken gehören in Schleswig-Holstein und Hamburg zu den artenreichsten Biotoptypen und haben eine weitreichende Bedeutung für die Feldmarken:
1. Knicks bewirken einen Windschutz, schützen vor Bodenerosion durch Windverwehung, im Winter auch vor Schneeverwehungen, bewirken eine Verringerung der Verdunstung, eine verbesserte Taubildung und Bodenfeuchtigkeit sowie eine Verringerung der Temperatur. Außerdem wirken Knicks als Staubfänger an Straßen und haben eine “Biofilter-Wirkung“ gegenüber Luftverunreinigungen.
2. Knicks gliedern die Landschaft, haben damit eine landschaftsprägende Wirkung und landschaftsästhetische Bedeutung und bedingen damit den Erholungswert der Landschaft.
3. Knicks sind altüberkommene Zeugen einer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft; am Knicknetz lassen sich vielerorts noch die historischen Siedlungsstrukturen erkennen.
4. Knicks sind ein wertvoller Lebensraum (Ansitz, Deckung, Schutz, Brut, Winterquartier) für viele Tiere (darunter zahlreiche Insekten, Vogelarten und Kleinsäuger) und Pflanzen.
Von besonderer Bedeutung sind dabei Redder (= Doppelknicks), d.h., beidseitig von einem Knick begrenzte Wege. So kann z. B. die Brutvogeldichte in einem Redder auf das Sechsfache eines einfachen Knicks ansteigen.
Die Verkoppelung
Nach 1771 wurden die gemeinschaftlich bewirtschafteten Felder (“Allmende“) durch die sog. “Verkoppelung“ aufgehoben und in einzelne kleine Flurstücke (Koppeln) aufgeteilt, die dann den bisherigen Nutzern
(Bauern etc.) zugeordnet wurden. Die Verkoppelung war bereits 1790 mehr oder weniger abgeschlossen.
Zur Abgrenzung der Flurstücke wurden als “lebender Weidezaun“ auf einem erhöhten Erdwall Knicks (Wallhecken) angelegt, deren Gehölze zur Holzgewinnung regelmäßig “auf den Stock gesetzt“, d.h., “geknickt“, wurden. In regelmäßigen Abständen wurden außerdem Bäume, meist Eichen, gepflanzt, die als sogenannte “Überhälter“ der Gewinnung von Bauholz dienten.
Der Zwang zur Holzgewinnung und die Funktion als “lebender Weidezaun“ bestimmte – neben den regionalen Klimabedingungen – die Pflanzenauswahl (z. B. Fähigkeit zum Stockausschlag, Verwendung stacheliger Pflanzen wie Weißdorn) und damit ganz entscheidend auch die Pflanzenstruktur der Knicks.
Heute ist die Holzgewinnung unbedeutend; das Durchwachsen der Knickgehölze muss aber weiterhin durch regelmäßiges (alle 10 bis 15 Jahre) auf den Stock setzen (“Knicken“) verhindert werden. Die während der Verkoppelung gepflanzten Knicks und Überhälter sind vielfach bis heute erhalten geblieben.
Knicks in der Osdorfer Feldmark
Die Knicks und Eichen-Überhälter in der Osdorfer Feldmark lassen sich auf die Anfänge der Verkoppelung zurückführen und haben somit ein Alter von 220 bis 240 Jahren. Von dem durch eine Karte überlieferten Knicknetz von 1878 sind heute allerdings nur noch weniger als die Hälfte (ca. 7,5 km) vorhanden.
Viele Knicks in der Osdorfer Feldmark sind relativ gleichförmig und bestehen in der Baum- und Strauchschicht oft nur aus zahlreichen, regelmäßig auf den Stock gesetzten Erlen und wenigen Eichen-Überhältern. Außerdem weisen die Knicks vielfach Lücken auf, die Wälle sind oft degradiert und ein Saum aus krautigen und strauchigen Pflanzen fehlt überwiegend. Da die Weidezäune meist direkt an die Knicks angrenzen, kommt es außerdem zu direkten Schädigungen der Knicks durch Verbiss, Vertritt und die direkte Befestigung der Zäune an Gehölzen.
Nach den “Informationen zum Knickschutz und zur Knickpflege in Hamburg“ der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU, 2012) sollen stark degenerierte, d. h. abgetragene Wälle ausgebessert (aufgesetzt) werden und Weidezäune so gesetzt werden, dass der Abstand zwischen Zaun und Knickwallfuß mindestens 1 m beträgt – diese Soll-Vorgaben werden in der Osdorfer Feldmark aber vielfach nicht erfüllt.
Der Redder “Am Botterbarg“ in der südlichen Osdorfer Feldmark
Der Redder (Doppelknick) führt von der Straße “Am Botterbarg“ über eine Strecke von etwa 150 m in ostnordöstlicher Richtung bis zur Mauer mit dem Austritt der Düpenau aus der Verrohrungsstrecke nördlich der Osdorfer Landstraße. Der Redder wurde höchstwahrscheinlich während der Verkoppelung angelegt und ist somit 224 bis maximal 241 Jahre alt.
Der (ehemalige) Weg führte an seinem Ostende zu einem kleinen Teich, der 1966 beim Bau der Düpenauverrohrung zugeschüttet wurde; seitdem sind der Weg und die beiden Knickreihen praktisch unbeeinflusst geblieben. Dadurch weist der Redder “Am Botterbarg“ biologische Besonderheiten auf, die in der Osdorfer Feldmark sonst kaum oder überhaupt nicht nochmals vorkommen (“Alleinstellungsmerkmale“):
1. Der Redder “Am Botterbarg“ ist neben dem Redder an der Zufahrt zur Polotrainingsfläche der einzige Redder ohne gepflasterten Mittelweg.
2. Der “Bautyp“ als Knick auf einem erhöhten Damm und ohne randlichen Knickwall ist in der Osdorfer Feldmark einmalig.
3. Durch umgestürzte Bäume und zahlreiche abgefallene Äste und Zweige weist der Redder einen besonders hohen Totholzanteil auf, der einen speziellen Lebensraum insbesondere für zahlreiche Insektenarten darstellt.
4. Die vierzehn sehr alten Weißdornsträucher mit einem Alter von 224 bis 241 Jahren sind in der Osdorfer Feldmark einmalig.
5. Das dichte Schlehen-Weißdorn-Brombeer-Gebüsch ist in der Osdorfer Feldmark ebenfalls einmalig.
6. Die Südseite der südlichen Knickreihe weist einen besonders üppigen Lianenbewuchs mit Kletterosen, Hopfen und Heckenkirsche auf, der in der Osdorfer Feldmark einmalig ist.
7. Der Redder stellt einen wichtigen Rückzugsraum für Säugetiere (Rehe, Hasen und weitere Kleintiere) dar.
Nach den Planungen für den Bebauungsplan Osdorfer Feldmark bzw. für die Erfüllung der Auflagen der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) soll, ergänzend zur Aufhebung der Düpenau-Verrohrung, am heutigen Verrohrungsende erneut ein Teich angelegt werden. Der Redder dürfte das wichtigste Sommerquartier für die sicher zu erwartenden Amphibien-Populationen (Teichmolch, Erdkröte sowie Grün - und Grasfrosch) darstellen.